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09. Dezember 2024

Bundesweites Forschungsprojekt gestartet: UfU untersucht die energetische Situation von Sporthallen im Bestand und entwickelt Maßnahmen zur systematischen Erfassung und Reduzierung der Endenergieverbräuche

In Deutschland gibt es 231.000 Sportstätten. Dazu zählen Sporthallen, Stadien, Hallenbädern, Freibädern, Tennisanlagen, Schießsportanlagen. Alleine Berlin hat mehr als 1000 Sporthallen. Sport hat eine immense Bedeutung für unsere Gesellschaft, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Der Zustand der Sportanlagen erfordert eine baldige und umfassende Sanierung der Sportstätten.

Gleichzeitig belaufen sich die jährlichen Emissionen aller deutschen Sportstättenlaut Öko-Institut auf etwa 7,4 Millionen Tonnen CO2. Insbesondere die Emissionen durch den Betrieb von Sporthallen (34 Prozent) und Hallenbädern (31 Prozent) machen mit fast zwei Dritteln den größten Teil des Gesamtausstoßes aus. Diese Emissionen der deutschen Sportstätten entsprechen näherungsweise den CO2-Emissionen einer Stadt wie Essen.

Im Auftrag des Bundes-Instituts für Sport-Wissenschaft untersucht das Unabhängige Institut für Umweltfragen im nächsten Jahr bundesweit die energetische Ist-Situation (Energieverbrauch, Energiekennwerte, Wärmeversorgung, Beleuchtung, Gebäudeautomation, Energiemonitoring, Baualtersklassen, Sanierungsmaßnahmen, Nutzungsprofile) von Sporthallen im Bestand.

Projektziel:

Die Untersuchung soll eine Systematik zur differenzierten Erfassung und Reduktion des Endenergieverbrauchs von bestehenden Sporthallen entwickeln. Denn Sportstätten sind in Deutschland je nach Sportart, Baujahr, Größe, Energieversorgung sehr divers.

Mit der systematischen Erfassung soll ein besserer Überblick über die Situation von Sporthallen in Deutschland geschaffen werden. Im Fokus stehen dabei anwendbare Maßnahmen zur Reduktion des Endenergieverbrauchs. Beispielsweise verfügen viele Sporthallen über große Dachflächen und haben damit das Potenzial zur Nutzung von Photovoltaik oder auch zur Dachbegrünung. Bisher fehlt es aber an einer Übersicht für Sporthallenbetreiber, welche Maßnahmen zu den höchsten Energieeinsparungen führen und dabei ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.

Dabei ist die Beachtung von unterschiedlichen Nutzungsprofilen und von unterschiedlichem Nutzerverhalten aus den verschiedenen Sportarten genauso wichtig wie die Kategorisierung der zahlreichen Sportstätten nach Faktoren wie beispielsweise Gebäudehülle oder Gebäudetechnik.

Die Ergebnisse der Untersuchung mit konkreten Empfehlungen werden in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst. Dieser soll insbesondere Verwaltungen dazu befähigen, den Umbau von Sportstätten in Deutschland im Sinne einer klimaneutralen Zukunft zu planen. Weiterhin werden die Ergebnisse darauf hinweisen, den Planungsprozess von zukünftigen Sportstätten im Sinne der Energieeinsparung zu verbessern.

Konkretes Vorgehen:

  1. Analyse zum aktuellen Stand des Wissens und der Technik im Hinblick auf die energetische Situation von Sporthallen in Deutschland; um Handlungsoptionen herauszustellen und Einsparpotenziale aufzudecken. Betrachtet werden dabei Gebäudetechnik, Gebäudeautomation und Sensorik sowie Gebäudehülle.
  2. Analyse bisheriger Erfassungen und Detaillierung einer Erfassungssystematik
  3. Expertenbefragung und Stake-Holder-Einbindung
  4. Ableitung von Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs
  5. Erstellung eines Handlungsleitfadens: Identifikation von Forschungslücken und -bedarf, Praktische Handlungsempfehlungen, Priorisierung von Maßnahmen, Entwicklung von Entscheidungskriterien und Optimierung von Entscheidungsprozessen unter Berücksichtigung von umwelt- und klimarelevanten Belangen, Bewertung von Planungsalternativen, ggf. Anpassung von Normen und Regularien

Blick in die Zukunft:

Die Ergebnisse liefern eine systematische Übersicht für Sporthallenbetreiber, welche Maßnahmen zu den höchsten Energieeinsparungen führen oder das günstigste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen, welche Maßnahmenbündel zusammen geplant werden sollten, welche unterschiedlichen Nutzerverhalten und Nutzungsprofile aus den unterschiedlichen Nutzergruppen und Sportarten abgeleitet werden können und welche konkreten Baumaßnahmen zu priorisieren wären.
Um die Handlungsempfehlungen letztendlich umzusetzen, müssen zahlreiche Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Finanzmittel für Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen müssen zur Verfügung gestellt werden. Der Sanierungsstau bei den Sportstätten ist in einer Untersuchung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf 31 Milliarden Euro abgeschätzt worden.
  • Normen und Regularien müssen so angepasst werden, dass sie den energie-, umwelt- und klimapolitischen Belangen Rechnung tragen
  • Einheitliche und nachvollziehbare Entscheidungskriterien müssen eingeführt werden
  • Entscheider*innen und Planer*innen müssen geschult und sensibilisiert werden