UfU Informationen | Ausgabe 14 – Juni 2025 | Cindy Prager, Muriel Neugebauer, Jonas Rüffer
Praxisleitfäden für klimaneutrale Schule & Stadt!
Das UfU gibt Handlungsempfehlungen für Schulen und Kommunen
Können Schulen zu Impulsgebern der Klimaneutralität werden und dabei gleich ganze Städte inspirieren? Dass der tägliche Betrieb von Schulen durch hohen Ressourcenverbrauch, z. B. durch das Beheizen der Gebäude und die Entstehung großer Mengen an Abfall, beträchtliche Treibhausgasemissionen (THG) verursacht, darüber hat das UfU bereits oft berichtet. Angefangen mit den Fifty/Fifty Projekten im Jahr 1996 über zahlreiche Energiesparprojekte bis hin zum großen KlimaVisionen-Projekt versucht das UfU seit fast 30 Jahren, den Ressourcenverbrauch von Schulen nachhaltig zu senken.
Ein Hauptfaktor für den Einsparungserfolg ist dabei die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Schulen. Um konkrete Maßnahmen zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel in der Kommune zu erzielen, ist es wichtig, dass sowohl Schule als auch die Kommune an einem Strang ziehen. Denn Schulen sind aufgrund ihrer großen Anzahl einer der Hauptverursacher von THG in Kommunen, haben selbst jedoch wenig Handhabe, um beispielsweise bauliche Maßnahmen einfach umzusetzen.
Gleichzeitig haben Schulen ein enormes Potential als Akteur die Transformation zur Klimaneutralität in der eigenen Kommune voranzutreiben. Denn Schulen sind Orte, an denen zukünftige Generationen lernen. Daher sind sie eine gute Grundlage, um Visionen für eine gerechte und lebenswerte Zukunft für alle zu schaffen und in die Tat umzusetzen. Das UfU hat dieses Potential erkannt und neben seinem KlimaVisionen-Projekt auch im europäischen Kontext ein Kooperationsprojekt Visions2045 – Schulen als Impulsgeber für Klimaneutralität in Städten angestoßen. In diesem Projekt sind jetzt Praxisleitfäden erschienen, die sowohl Schulen als auch Kommunen dazu befähigen, den Wandel aktiv anzugehen.
Schulen als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen in Kommunen
Um die Rolle von Schulen in der Transformation hin zur Klimaneutralität besser verstehen zu können, lohnt sich der Blick auf den Treibhausgas-Fußabdruck von Schulen, welcher im Rahmen des Projekts Visions2045 – welches im nachfolgenden Abschnitt noch näher vorgestellt wird – ermittelt wurde. Abbildung 1 zeigt den THG-Fußabdruck einer fiktiven Beispielschule in Berlin im Kalenderjahr 2022.
Mehrwert für die Stadt – Warum sollten öffentliche Gebäude klimaneutral werden?
Klimaneutralität beschreibt einen Zustand des Gleichgewichts zwischen den ausgestoßenen und den von der Atmosphäre aufgenommenen Treibhausgasen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen wir die Emissionen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen genau analysieren – mit dem klaren Anspruch, sie so weit wie möglich zu vermeiden und zu reduzieren. Für Städte bringt das folgende Vorteile:
- Stärkung der Zivilgesellschaft: Zusammenarbeit und Kooperation verschiedener Interessengruppen fördern das gegenseitige Verständnis und den Respekt.
- Stärkung der Wirtschaft: Die Kooperation mit örtlichen Unternehmen, die sich auf dem Weg zur Klimaneutralität befinden, stärkt die Wirtschaft in der Region.
- Kosten senken: Energieeinsparungen und die Nutzung erneuerbarer Energien führen langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen. Außerdem sind die Folgekosten der Klimakrise erheblich, welche durch rechtzeitigen Klimaschutz reduziert werden können.
- Förderung der Energieunabhängigkeit: Der Ausbau der dezentralen Energieversorgung führt zur Unabhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe und sorgt für eine höhere Resilienz der EU.
- Vorbild sein: Eine Vorreiterrolle als moderne und nachhaltige Stadt übernehmen, die sowohl für ihre Bürger*innen als auch für andere Städte als positives Beispiel vorangeht.
- Schäden begrenzen: Der menschengemachte Klimawandel hat in den vergangenen Jahren bereits große wirtschaftliche und soziale Schäden verursacht. Diese Schäden können durch Klimaschutz begrenzt werden.
- Klimawandel verlangsamen: Vor allem die Nutzung fossiler Brennstoffe verschärft den Klimawandel. Klimaneutrale Lebens- und Wirtschaftsweisen tragen dazu bei, das Fortschreiten des Klimawandels zu bremsen.
Die im Projekt gesammelten Daten wurden mit dem „Schools for Earth“ CO2-Rechner des ifeu Instituts und Greenpeace e.V. ausgewertet. Es wird ersichtlich, welchen Anteil die erfassten Handlungsfelder ausmachen und wie viele Tonnen CO2-Äquivalente jeweils für ein Kalenderjahr in die Atmosphäre abgegeben werden.
Diese Schule hat in einem Jahr etwa 694 t CO2 –Äquivalente ausgestoßen, eine Zahl, die schwer zu visualisieren ist. Um diesen Betrag besser zu verstehen, schauen wir uns die Abbildungen 2 und 3 an. Der Würfel in Abbildung 2 steht für eine Tonne CO2 und hat die Maße 8x8x8 m. Zum Größenvergleich sind daneben ein Mensch, ein Elefant und ein Container zu sehen. Übertragen auf unsere Beispielschule bedeutet das, dass in einem Jahr etwa 694 dieser Würfel in die Atmosphäre ausgestoßen werden. Das entspräche einem Volumen von etwa 2,5 durchschnittlichen Containerschiffen, wie in Abbildung 3 zu sehen. Wenn man sich nun die Anzahl der Schulen in den Städten vor Augen führt, wird das Ausmaß der Emissionen und deren Auswirkungen für unsere Umwelt und Gesellschaft greifbarer.
UfU Projekt erstellt Praxisleitfäden zur Transformation für die klimaneutrale Schule
Im Projekt Visions2045 erarbeiteten 12 Schulgemeinschaften in Bulgarien, Polen und Slowenien eigene Maßnahmenpläne, um sich Schritt für Schritt der klimaneutralen Schule anzunähern. Die Pläne enthalten zahlreiche Möglichkeiten und Aktionen, die in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune und weiteren Stakeholdern umzusetzen sind, um dem Ziel etwas näher zu kommen. Die Maßnahmen verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, es werden sowohl Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern, Verwaltung als auch lokale Organisationen eingebunden.
Das Projekt basiert auf dem Berliner Pilotprojekt KlimaVisionen – Wege zur klimaneutralen Schule in Berlin, in welchem mittels der Erstellung von Treibhausgasabdrücken und der Durchführung von Visionswerkstätten, Maßnahmenfahrpläne, so genannte Roadmaps zur klimaneutralen Schule, von der Schulgemeinschaft entwickelt und umgesetzt werden. Das UfU leistet damit in Kooperation mit Partnern der jeweiligen Länder und gefördert durch die Europäische Klimaschutzinitiative (EUKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, einen wichtigen Beitrag um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.
Die von den Schulen angestrebten Maßnahmen zu Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sollen in erster Linie Treibhausgasemissionen vermeiden und reduzieren. In verschiedenen Handlungsfeldern, wie etwa Energieverbrauch und Ernährung, wurden dazu diverse Pilotprojekte umgesetzt. Die zentralen Ergebnisse und Erfahrungen dieses Prozesses wurden in praxisorientierten Fahrplänen übersichtlich aufbereitet. Sie bieten Schulen und Kommunen konkrete Ansätze und Werkzeuge für den Einstieg in die Klimaneutralität.
Dieses Projekt zeigt, dass Schulen nicht nur einfach Orte des Lernens, sondern auch bedeutende Akteure im kommunalen Klimaschutz sind. Als große Energieverbraucher mit entsprechend hohem CO₂-Ausstoß haben sie ein enormes Potenzial zur Einsparung und Vorbildfunktion.
Die Praxisleitfäden können auf der UfU Seite unter den Publikationen heruntergeladen werden.