Bürgerkonferenz Nanotechnologien und Verbraucherschutz

Im Rahmen der Bürgerkonferenz „Nanotechnologien und Verbraucherschutz“ setzte sich eine Gruppe aus 18 Bürgerinnen und Bürgern aus Berlin und Brandenburg in einem mehrwöchigen, strukturierten Prozess mit dem Thema Nanotechnologie auseinander. In zwei internen Vorbereitungswochenenden wurde die Gruppe in das Thema eingeführt, es wurden Schwerpunkte erörtert und Fragen an unterschiedliche Sachverständige formuliert. Während der öffentlichen Abschlusskonferenz wurden die geladenen Sachverständigen zum Thema gehört. Anschließend verfasste die Gruppe ihr Votum zu den Chancen und Risiken dieser Technologie aus ihrer Bürgerperspektive und überreichte es an wichtige Akteure in Verbraucherschutz, Politik, Wissenschaft und Industrie.

Im Bürgervotum wurde die Anwendung von Nanomaterialien in Lebensmitteln als sensibelster Bereich gesehen. Aus Verbrauchersicht seien keine Lebensmittel erforderlich, die auf Knopfdruck z.B. den Geschmack ändern könnten. Beim Einsatz von Nanotechnologien in den Bereichen Kosmetika und Textilien überwiegen aus Verbraucherperspektive die bereits absehbaren Nutzeneffekte deutlich gegenüber potenziellen Risiken. So könnten z.B. Nanopartikel in Sonnencremes für einen besseren UV-Schutz sorgen und damit der Zunahme von Hautkrebs entgegenwirken. Auch in Arbeits-, Sport- und All-tagsbekleidung sei aus Sicht der Konsumenten von Nanotechnologien ein Schritt in Richtung mehr Lebensqualität zu erwarten. Für alle Nanoprodukte wurde eine Kennzeichnungspflicht gefordert.

Bürgerkonferenzen sind partizipative Verfahren, deren Ziel es ist, neue Technologien und wissenschaftliche Entwicklungen aus der Sicht informierter Laien (Bürger bzw. Verbraucher) zu bewerten. Methodisch lehnen sie sich an die sog. Konsensuskonferenzen an, die bisher mehrfach auf internationaler und nationaler Ebene durchgeführt wurden. Die Bürgerkonferenz „Nanotechnologien und Verbraucherschutz“ beschäftigte sich erstmals mit den Chancen und Risiken nanotechnologischer Anwendungen in den Bereichen Lebensmittel, Kosmetika und Bedarfsgegenstände aus der Bürgerperspektive. Im Fokus der Bürgerkonferenz standen sowohl die Wahrnehmung der Risiken der Nanotechnologie durch die Verbraucher als auch die Anforderungen der Verbraucher an „nachhaltige“ Nanotechnologien.

Im November 2007 fand ein Nachtreffen mit Projektbeteiligten sowie einem Großteil der Bürgerinnen und Bürger statt, wo die weitere Befassung innerhalb des BfR sowie die politische und mediale Resonanz zwölf Monate später zusammengetragen und vorgestellt wurde.

Laufzeit
04/2006 – 01/2007

Kooperationspartner
Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Gefördert durch
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

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Kontakt
Dr. Silke Domasch

Weitere Informationen

Verbrauchervotum zur Anwendung der Nanotechnolgie in den Bereichen Lebensmittel, Kosmetika und Textilien

Zimmer, Rene; Domasch, Silke; Scholl, Gerd; Zschiesche, Michael; Petschow, Ulrich (2007): Nanotechnologien im öffentlichen Diskurs. Deutsche Verbraucherkonferenz mit Votum. In: Technikfolgenabschätzung Theorie und Praxis 3, 98-101.