Warum Energiesparen an Schulen und Kindergärten?
Die Schule ist ein zentraler Ort im Leben junger Menschen in Deutschland. Zwischen zehn und dreizehn Jahre ihrer Kindheit und Jugend verbringen Sie täglich in der Schule und widmen einen großen Teil ihrer Lebenszeit dem Lernen und Arbeiten innerhalb und außerhalb des Unterrichts. Die Schule als soziales Zentrum im Leben junger Menschen hat auch die Aufgabe, gesellschaftliche Entwicklungen abzubilden und auf diese Entwicklungen vorzubereiten. Dazu gehört auch die nachhaltige, ökologische Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft, die Veränderung von Konsumgewohnheiten, die Senkung des Energieverbrauchs und die Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase. Neben Industrie, Verkehr und Landwirtschaft betrifft dies auch den Gebäudebereich. Schulen sind hierbei besonders gefordert. In den Städten und Gemeinden machen Schulen den Hauptteil aller öffentlichen Gebäude aus und stellen damit auch einen großen Kostenfaktor dar. Insgesamt gibt mehr als 40.000 allgemeinbildende und berufsbildende Schulen in Deutschland. Energiesparprojekte an Schulen sensibilisieren dementsprechend Schüler*innen für Fragen des Energiesparens und des Ressourcenschutzes und vermitteln gleichzeitig durch das Ergreifen von Energiesparmaßnahmen Selbstwirksamkeitserfahrung. Neben den Schüler*innen stellt auch das Lehr- und Erziehungspersonal eine wichtige Personengruppe dar, da sie einerseits durch ihre Vorbildswirkung und andererseits im Sinne des lebenslangen Lernens auch selbst gefordert sind, Verhaltensmuster zu überdenken und ggf. anzupassen.
Als weitere Gruppe kommen die 60.000 Kindertageseinrichtungen (Kitas) hinzu, von denen sich ein Großteil in privater Trägerschaft befindet. Wenngleich die Hauptzielgruppe der Kita das Erziehungs- und Verwaltungspersonal darstellt, um aktiv Maßnahmen zum Energiesparen in den Gruppen- und Verwaltungsräumen umzusetzen, ist die frühzeitige und spielerische Heranführung der Kleinsten an das Thema Energie im Sinne der frühkindlichen Prägung wichtig und wertvoll.
Warum haben Schulen einen so hohen CO2-Fußabdruck?
Alleine durch die Größe der Gebäude kommt bei Schulen ein sehr hoher CO2-Fußabdruck zustande. Zahlreiche Schulen mit teils über 1.000 Schüler*innen verursachen hohe Kosten und haben hohen Bedarf an Strom, Wasser und Wärme. Darüber hinaus gehören Schulen zu den Nichtwohngebäuden, in denen typischerweise das Problem der Verantwortungsdiffusion durch viele verschiedene Nutzergruppen auftritt: Schüler*innen, Lehr- und Erziehungspersonal, Hausmeister*innen und Reinigungskräfte, Administration, Mitarbeitende in Cafeteria und Mensa, Sportvereine und andere externe Nutzergruppen. Bis auf die Hausmeister*innen ist es diesen Nutzergruppen nur schwer möglich, einen Überblick über den Energie- und Ressourcenverbrauch der Schule zu erhalten. Gleichzeitig werden die Betriebskosten nicht von der Schule selbst, sondern vom Schulträger, also meist der Kommune getragen. Dadurch fehlt es an persönlicher Betroffenheit und finanziellen Anreizen, den Energieverbrauch im Gebäude zu senken. Dies führt schließlich dazu, dass Schulen einen großen Treibhausgasausstoß bzw. CO2-Fußabdruck aufweisen.
Mehr lesenfifty/fifty – Unsere Energiesparprojekte an Schulen und Kindergärten
Das Fachgebiet Energieeffizienz & Energiewende führt seit Beginn der 90er Jahre Energiesparprojekte an Schulen und Kindergärten unter der Marke „fifty/fifty – Energiesparen an Schulen“ in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen durch. Mit fifty/fifty werden pädagogische Einrichtungen motiviert, durch Änderungen im Nutzungsverhalten Energie im Schul- oder Kitaalltag einzusparen. Grundidee ist, den Einrichtungen finanzielle Anreize zum Einsparen von Energie zu setzen. Ein Teil der eingesparten Energiekosten wird durch den Einrichtungsträger direkt an die Einrichtungen ausgezahlt – ursprünglich bis zu 50 Prozent, also „fifty/fifty“. Heute steht fifty/fifty als Markenname für alle Formen von Energiesparprojekten an pädagogischen Einrichtungen mit einem finanziellen Anreizsystem. Das UfU führt zudem auch solche pädagogisch ausgerichteten Energie- und Klimaschutzprojekte durch, die kein finanzielles Anreizsystem vorsehen.
Unser Ansatz – Partizipativ und Handlungsorientiert
Unser Institut verfolgt in seiner Arbeit einen partizipativen Ansatz. Wir setzen deshalb nicht primär auf eine Schulung im Sinne von Vermittlung von Wissen von oben oder außen, sondern initiieren und begleiten eigene Aktivitäten, unterstützen Erkenntnisprozesse der Nutzer*innen und erarbeiten mit ihnen Möglichkeiten zur Förderung von Verhaltensänderungen. Die Besonderheit der vom UfU konzipierten und durchgeführten Energiesparprojekte ist eine ganzheitliche Einbeziehung aller beteiligter Gruppen in den pädagogischen Einrichtungen. Sie bilden ein Energieteam und achten ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten gemäß auf einen sparsamen Einsatz von Wärme, Licht und anderen Ressourcen. Die Projekte werden praxisnah in den Schulunterricht übertragen und anhand von Beispielen in der eigenen Schule wird Wissen zu Energiekreisläufen, Ressourcenverbrauch und Erneuerbare Energien vermittelt.
- Schüler*innen und pädagogisches Personal werden dazu befähigt und motiviert, die richtige Raumtemperatur in Unterrichts- oder Gruppenräumen selbst durch Heizungsthermostate oder Raumregelung einzustellen und Heizungen beim Lüften ganz abzustellen. Sie schalten das Licht nur bei Bedarf an und achten auf ein richtiges Lüftungsverhalten.
- Die Hausmeister*innen überprüfen die automatischen Regelungen der Heizungs- und Lüftungsanlagen, kontrollieren die Beleuchtungssteuerung und passen diese an die zeitliche und örtliche Gebäudenutzung an.
- Notwendige Kleininvestitionen oder Reparaturen werden in diesem Zusammenhang aufgedeckt und mit Unterstützung des Gebäude-, Schul- oder Kitaträgers behoben.
- In den Kindergärten wird vor allem das Erziehungs- und Verwaltungspersonal für aktive Maßnahmen einbezogen, Kinder werden auf altersgerechte Art spielerisch mit dem Thema Energie in Kontakt gebracht.
- Kommunen werden beim Energiemanagement und -monitoring unterstützt.
fifty/fifty – Ein Erfolgreiches Modell für den kommunalen Klimaschutz
fifty/fifty-Energiesparprojekte finden bundesweite Anwendung in pädagogischen Einrichtungen, die im Idealfall ihren Strom- und Wärmeverbrauch um 5 bis 15 % (im Gesamtzeitraum im Vergleich zum Referenzjahr) reduzieren. Sie sorgen damit für eine spürbare Entlastung der kommunalen Haushalte.
Das UfU berät fortlaufend Kommunen zur Einführung von Energiesparmodellen – zunehmend auch auf internationaler Ebene. Auf unserer eigenen Fifty-Fifty-Webseite finden Sie weitergehende Informationen.
Folgende Elemente sind Bestandteil unserer Energiesparprojekte
- Auftaktveranstaltung
- Kick-Off in den Einrichtungen & Gebäudebegehungen
- Entwicklung/Ausgestaltung des Anreizsystems
- Energiecontrolling/Energiemonitoring
- Einrichtung von Energieteams
- Vor-Ort-Aktionen & Pädagogische Betreuung
- Einführung in die Themen Energie und Klimaschutz
- Energetische Bestandsaufnahme und Maßnahmenkatalog
- Messungen zu Wärme, Stromverbrauch und Wasser
- Hausmeisterfortbildungen
- Lehrkräfte- oder Erzieherfortbildungen und Erfahrungsaustausch
- Abschlussveranstaltung
Haben Sie Interesse an fifty/fifty in Ihrer Kommune?
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Sie möchten fifty/fifty-Energiesparmodell in Ihrer Kommune einführen oder sich erstmal über die Rahmenbedingungen informieren? Dann besuchen Sie bitte unsere Webseite www.fifty-fifty.eu oder kontaktieren Sie uns – wir freuen uns über Ihre Nachricht.
Ansprechpartner
Oliver Ritter
Energieeffizienz & Energiewende
Diplom-Volkswirt
Teamleiter
Telefon: +4930 4284 993 21
E-Mail: oliver.ritter@ufu.de
Weiterführende Links:
→ Fifty/Fifty Webseite
→ Kommunalrichtlinie Klimaschutzinitiative (hier können Fördermittel für Energiesparprojekte beantragt werden)
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