UfU Informationen | Ausgabe 4 – Dezember 2021 | Fachgebiet Naturschutz & Umweltkommunikation

Projekt IGAMon Dog — Hunde suchen Pflanzen

Die ersten Schritte sind getan

Monitoring – Erfassen von Arten

Für die Erfassung von Tier- und Pflanzenarten gibt es bereits eine Vielzahl an Methoden, die auf die Zielarten angepasst sind. So werden Borkenkäfer mit Pheromon-Fallen angelockt, Vögel und Frösche werden anhand ihrer Stimme erfasst und Säugetiere werden häufig mithilfe von Kamerafallen oder sogar Drohnenaufnahmen detektiert. Eine Methode, die viele Tiere ganz selbstverständlich nutzen, bleibt uns Menschen leider weitgehend verwehrt: Das Erkennen von Tier- und Pflanzenarten am Geruch. Hier können wir auf die Unterstützung unseres besten Freundes zählen. Seit es Hunde gibt, machen wir uns ihren Geruchssinn bei der Lawinenrettung, in der Polizei oder bei der Jagd zu nutze. Da scheint es einleuchtend, sie auch für den Naturschutz einzusetzen.

Artenspürhunde – Ein „relativ“ neues Phänomen

Hunde für den Naturschutz zu verwenden ist eine neue Methode und hat sich noch nicht flächendeckend verbreitet. Dabei gibt es großartige Beispiele: In Australien werden Artenspürhunde beispielsweise erfolgreich eingesetzt, um bedrohte Koalas bei Waldbränden zu finden. Und in Deutschland sind mittlerweile erfolgreiche Artenspürhunde im Einsatz, beispielsweise auf der Suche nach Ottern, Molchen und dem asiatischen Laubholzbock. Insbesondere der Verein Wildlife Detection Dogs e.V. (WDD) setzt sich für die Vernetzung von Spürhundeführer*innen und eine einheitliche Ausbildung von Artenspürhunden ein.

IGAMon-Dog – Das Projekt

Die Sucharbeit mit der Nase liegt den Hunden im Blut. Rund 300 Millionen Riechsinneszellen kann ein Hund haben, etwa 30-mal mehr als ein Mensch. Gemeinsam mit dem WDD und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung entstand nun die Idee, die Hunde auch für die Suche nach invasiven Neophyten zu verwenden. Auf diesem Gebiet ist das UfU seit Jahren spezialisiert und führt erfolgreich mehrere Projekte zum Monitoring invasiver Arten durch. Invasive Neophyten sind Pflanzenarten, die sich in fremden Lebensräumen ausbreiten und heimischen Arten den Lebensraum streitig machen. Um heimische Natur zu schützen, ist es wichtig, diese Arten zu kontrollieren, da sonst empfindliche Ökosysteme gestört werden können.

Das besondere an diesem Pilotprojekt: Das UfU setzt einfache Familienhunde  und ihre Halter*innen für diese Suche ein. Gemeinsam sollen die Hund—Mensch-Teams ausgebildet werden und dann beispielsweise in ihrer Freizeit auf Spaziergängen die Wissenschaft mit dem Aufspüren der Pflanzenarten unterstützen.

Das Hundetraining

Die Ausbildung zum Artenspürhund ist zeitintensiv und anspruchsvoll. Die Hunde müssen lernen, die Zielarten immer anzuzeigen, aber auch, dass teilweise sehr ähnliche andere Arten den Menschen nicht interessieren. Denn: Die Pflanzen mit der Nase zu identifizieren ist für unsere Hunde nicht schwer, das tun sie permanent. Die Schwierigkeit liegt viel eher darin, dem Hund verständlich zu machen, dass er uns das Auffinden einer ganz bestimmten Art mitteilen soll. Bei dieser Arbeit ist viel Geduld gefordert. Es ist deshalb besonders wichtig, dass die Hunde eine hohe Spielzeug- und Futtermotivation mitbringen und viel Freude an der Zusammenarbeit mit dem Menschen haben. Aber auch der Mensch wird sehr gefordert. Zeitintensives Training und Spaß daran, Trainingseinheiten zu analysieren und  stetig zu verbessern, führen aber schlussendlich zum Ziel.

Im Projekt IGAMon-Dog haben wir bereits 15 Teilnehmer*innen ausgewählt, die mit ihren Hunden nun die Ausbildung zum Artenspürhund durchlaufen. Unsere Bürgerwissenschaftler*innen sind eine bunt gemischte Truppe aus 6 verschiedenen Bundesländern und mit Hunden vieler Rassen und Altersstufen. Im Moment wird das Identifizieren geübt.

Ab Frühjahr 2022 werden unsere IGAMon-Dogs dann das Projekt KORINA beim Monitoring vom Drüsigen Springkraut, dem Japanischen Staudenknöterich, dem Sachalin-Staudenknöterich und der Beifuß-Ambrosie unterstützen.

Clemens von Wolffersdorff mit Mischlingshündin Nora, Sachsen:

„Was das Projekt für mich besonders macht, ist die professionelle Betreuung durch die Hundetrainerinnen und das ganzen Orga-Team des UfU/UFZ. Das eigens dafür eingerichtete Forum bietet uns die Möglichkeit, sich gegenseitig unkompliziert auszutauschen. Dadurch lernen wir nicht nur voneinander, sondern auch miteinander und aus dem individuellen Training wird ein kollektives Training.“

Clemens und Hündin Nora

Nina Gandl mit Retrievermischlingshündin Maia, Brandenburg:

„Ich habe mich über die Chance bei IGAMon-Dog teilzunehmen wahnsinnig gefreut. Neben meinem Büroalltag beim WWF bietet mir das Projekt die Möglichkeit, mich auch draußen in der Natur für den Arten- und Naturschutz einzusetzen. Besonders der Mix aus Theorie und Praxis, die Webinare durch extrem erfahrene und professionelle Hundetrainer und der Erfahrungsaustausch mit den anderen Teams macht mir super viel Spaß. Das Allergrößte für mich ist aber natürlich die tägliche Zusammenarbeit mit meiner Hündin Maia, die uns noch mehr zusammenschweißt. Mal sehen, welchen invasiven Arten meine kleine Spürnase da draußen auf die Schliche kommt!“

Nina und Hündin Maja

Katja Krauss, Hundetrainerin:

„Ich freue mich ein Teil der IGAMon Gemeinschaft zu sein und gemeinsam die Hund-Halter-Teams auszubilden. Es ist schön, dass mit diesem Projekt die Suche nach Pflanzen mittels Hund bekannter wird. Nachdem in den letzten Jahren bereits viel Aufmerksamkeit der Suche nach Tierarten zuteilgeworden ist, erfährt die interessierte Bevölkerung nun, dass Hunde auch in der Lage sind bei der Bekämpfung invasiver Pflanzenarten mitzuhelfen.“

Hundetrainerin Katja