UfU Informationen | Ausgabe 4 – Dezember 2021 | Fachgebiet Naturschutz & Umweltkommunikation

Kontrolle invasiver Neophyten an einem ganzen Fluss?

Die Selke wird Neophytenfrei

Das UfU unterstützt seit Beginn der Arbeit der „Koordinationsstelle invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts“ im Jahr 2010 die Akteure im Harz, die sich für ein neophytenfreies Selketal einsetzen. Die Selke ist ein 65 km langer Fluss, der aus dem östlichen Harz nach Norden fließt und in die Bode mündet. Das gesamte Selketal im Harz, das zu den beeindruckendsten und vielgestaltigsten Tälern des Harzes gehört, ist als FFH-Gebiet „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ geschützt.

Anfang der 2000er Jahre beschloss die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harz, dass mehr Maßnahmen gegen die Ausbreitung von invasiven Neophyten an der Selke notwendig sind. Sie rief auf, sich an dem Projekt „Neophytenfreies Selketal“ zu beteiligen. Nach vergeblicher Suche nach Naturschutz-Fördermitteln für die nötigen Maßnahmen fand sie zwei Beschäftigungsgesellschaften, die bereit waren, solche Maßnahmen mit Langzeitarbeitslosen durchzuführen.

Riesen-Bärenklau

Eine dieser Beschäftigungsgesellschaften, die Ökologische Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaft Aschersleben (ÖSEG) hat seit ca. 2005 kontinuierlich Maßnahmen im Selketal zwischen Selkemühle und Meisdorf durchgeführt. Dabei wurde zuerst vor allem die dort bereits großflächig vorkommenden Riesen-Bärenklau-Bestände entfernt. In den ersten Jahren waren schnell große Fortschritte sichtbar, nach einigen Jahren konnte die ÖSEG stolz berichten, dass kein Riesen-Bärenklau mehr zum Blühen kommt. Da aber die Samen des Riesen-Bärenklau bis zu sieben Jahre im Boden überdauern können wurden noch bis 2020 immer wieder einzelne Riesen-Bärenklau-Jungpflanzen entdeckt und entfernt. Die Vorkommen des Riesen-Bärenklaus (und der anderen invasiven Neophyten) wurden in der KORINA-Funddatenbank erfasst und im Atlas auf korina.info veröffentlicht. Dort besteht auch die Möglichkeit, zu dokumentieren, dass ein Vorkommen nicht mehr gefunden wurde. Damit können die durchgeführten Maßnahmen dokumentiert werden.

Vorkommen des Riesen-Bärenklaus im Selketal bei der Selkemühle, Screenshot KORINA-Atlas vom 25.10.2021

Der Japanische Staudenknöterich

Der Japanische Staudenknöterich hat sich erst in den letzten zehn Jahren verstärkt an der Selke ausgebreitet. Da er unterirdische Rhizome bildet, bei denen schon ein sehr kleines Stück eine neue Pflanze bilden kann, ist seine Bekämpfung ungleich schwieriger und muss auch in den nächsten Jahren intensiv weitergehen. Es besteht auch die Gefahr, dass bei Hochwasser Pflanzenteile verschleppt werden.

 

Projekt Neophytenmanagement an der Selke

2020 hat das UfU den Auftrag zur Umsetzung des Projekts “Neophytenmanagement – Entwicklung von nachhaltigen Bekämpfungsmaßnahmen gegen invasive Neophyten an der Selke und ihren Zuflüssen in Sachsen-Anhalt” erhalten. In diesem Projekt sollen die langjährigen Arbeiten der Unteren Naturschutzbehörden, der Beschäftigungsgesellschaften und des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft zusammengeführt werden. Die Arbeiten der ÖSEG im Selketal bei Selkemühle haben gezeigt, dass die Bekämpfung auch an Fließgewässern möglich ist. Nachhaltig sind solche Maßnahmen aber nur, wenn sie über das gesamte Gewässer koordiniert werden.

Im Projekt wurden die Vorkommen der invasiven Neophyten erfasst und diejenigen Vorkommen herausgearbeitet, deren Bekämpfung aus Sicht des Naturschutzes bzw. der Wasserwirtschaft prioritär sind. Ziel ist die vollständige Entfernung des Riesen-Bärenklaus aus dem Selke-Einzugsgebiet und eine Minimierung der Auswirkungen des Japanischen Staudenknöterichs.

Heracleum mantegazzianum =Riesen-Bärenklau ; Foto Katrin Schneider