UfU Informationen | Ausgabe 4 – Dezember 2021 | Fachgebiet Energieeffizienz & Energiewende

Wie Potsdam Energie einspart

Unser Vorzeigeprojekt im Fachgebiet EE

Warum Schulen viel Energie benötigen

Was haben die meisten öffentlichen Gebäude gemeinsam? Sie sind groß, oft alt und haben einen hohen Energiebedarf. Denken wir an Schulen, Rathäuser oder Bürgerämter. In diesen Gebäuden gehen viele Menschen ein und aus, nur wenige von Ihnen sind wirklich für das Gebäude verantwortlich. Viele öffentliche Gebäude sind zudem in einem energetisch schlechten Zustand hinsichtlich Gebäudehülle oder Heizungsanlage. Das führt besonders bei Schulen zu einem sehr hohen Energiebedarf. Die großen Gebäude müssen beheizt, beleuchtet und mit Strom versorgt werden, ganz zu schweigen vom enormen Materialverbrauch an Papier, Wasser und anderen Ressourcen. Da Schulen aber durch die öffentlich Hand finanziert werden, gibt es besonders für Schüler*innen wenig Anreize zum Energiesparen, da sie selbst von den Kosten nicht betroffen sind. Gemäß der Klimaziele der Bundesregierung soll bis 2045 ein klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden. Hierbei stellen öffentliche Gebäude und insbesondere Schulen eine große Herausforderung dar. Das UfU stellt sich im Energieeinsparprogramm an Potsdamer Schulen (EEP) dieser Herausforderung.

Das Energieeinsparprogramm an Potsdamer Schulen

Die Stadt Potsdam hat schon früh erkannt, dass gerade Schulen enorme Einsparpotentiale haben, welche die kommunalen Kassen entlasten können, wenn man die Zielgruppen an der Schule richtig adressiert. Seit 1998 gibt es deshalb das Energieeinsparprogramm an Potsdamer Schulen (EEP). Das Ziel: Den Energie- und Ressourcenverbrauch an Schulen senken und auf niedrigem Niveau konstant halten.

Das EEP ist ein Nachhaltigkeitsprogramm, welches pädagogische Maßnahmen mit praktischen Energiesparprojekten an Schulen verbindet. Schüler*innen, Lehrpersonal und Hausmeister sollen gleichermaßen in den Prozess miteingebunden werden und die Schule auf Dauer effizienter und nachhaltiger machen. Dafür stellt der kommunale Immobilienservice Potsdam (KIS) jedes Jahr 60.000 EUR an Prämien bereit. Schulen, die ihren Verbrauch maßgeblich senken, erhalten diese Prämien. Durchgeführt wird das EEP vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen – UfU e.V. und der Berliner Energieagentur (BEA).

1. Das Energiemonitoring

Wie in der Einleitung beschrieben, leiden öffentliche Gebäude daran, dass sich von den vielen täglichen Gebäudenutzer*innen nur wenige wirklich für das Gebäude verantwortlich fühlen. Eine wichtige Ausnahme bildet die Gruppe der Hausmeister. Sie verwalten Technik, Heizungsanlagen, reparieren defekte Toilettenspülungen und Heizkörper und sind auch sonst wichtige Multiplikatoren im Gebäude. Ein ernsthafter Fortschritt im Energieverbrauch ist nicht ohne diese Personengruppe zu erreichen. Das EEP adressiert die Hausmeister deshalb direkt und versucht, diese für das Programm zu begeistern. Gemeinsam mit dem UfU analysieren die Hausmeister die Energieverbräuche aller 46 Schulen. Witterungsbereinigt und graphisch dargestellt, kann im Energiemonitoring der Bedarf an Wasser, Wärme und Elektrizität nachvollzogen werden. Unregelmäßigkeiten werden unmittelbar mithilfe von Grenzwertanalysen des eingesetzten Energiemanagementsystems identifiziert. Die Hausmeister wissen in dem Fall sofort, dass in der Schule beispielsweise eine Heizung defekt ist, eine Wasserleitung leckt oder ein sonstiges Problem aufgetreten ist.

Einmal jährlich treffen sich alle Hausmeister zu einem gemeinsamen EEP-Workshop. Dieser dient unter anderem dem Erfahrungsaustausch, der Teambildung und dem Besprechen von technischen Herausforderungen an den Schulen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Hausmeister sehr für ihre Schule einsetzen und engagiert an der Effizienzsteigerung mitarbeiten.

2. Schülerprojekte und Workshops

Bei Schüler*innen wiegt das zu Anfang beschriebene Phänomen der Nichtverantwortung besonders schwer. Sie verursachen zwar einen Großteil des Energieverbrauchs in ihrer Schule, aber die Distanz zu den Kosten, den Zählerständen und dem Realenergieverbrauch der Schule ist sehr groß. Deshalb ist es besonders wichtig, Schüler*innen in das Programm miteinzubeziehen, um ein geändertes Nutzerverhalten zu erreichen.

Den Schüler*innen wird die Möglichkeit gegeben, an ihrer Schule eigene Energiesparprojekte durchzuführen. Sie werden dabei vom Lehrpersonal unterstützt,

welches einmal im Monat einen Bericht über die Schüleraktivitäten an den KIS schickt. Gleichzeitig betreut das UfU den Lehrkörper bei der Umsetzung der Schülerprojekte durch eine monatliche Sprechstunde. Durch diesen Ansatz werden Schüler*innen dazu ermutigt, sich aktiv für die Schule einzusetzen und eigene Projekte zu verwirklichen.

Die Projektpartner UfU und BEA verfolgen zudem einen weiteren pädagogischen Ansatz. In gemeinsamen Workshops mit Lehrpersonal und Hausmeistern lernen die Schüler*innen ihre Schule neu kennen. Das UfU stattet die Schüler*innen mit Messinstrumenten wie Sekundenthermometer, Luxmeter, Stromverbrauchs-Messgerät, CO2-Messgerät und Datenlogger aus und analysiert gemeinsam mit den beteiligten Lehrkräften die Energieverbräuche der Schule. Die BEA veranstaltet gemeinsam mit Hausmeistern und Schüler*innen sogenannte Energierundgänge, bei denen kritische Stellen für Energieverschwendung im Gebäude identifiziert und Lösungen diskutiert werden.

Das EEP-Prämiensystem

Nehmen die Schulen aktiv am EEP teil, können sie Prämienpunkte sammeln. Punkte gibt es für die Teilnahme am Jahresthema, für Workshops, für Rundgänge mit den Hausmeistern, die Schülerprojekte und andere Aktivitäten, die dazu beitragen, Energie einzusparen oder andere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Inzwischen gehen die Aktivitäten über rein pädagogische Maßnahmen hinaus: Gemeinsame Schulsäuberungen, Abfallworkshops und Umstellung auf recycelte Schulmaterialien sind nur einige der Veränderungen an den Schulen. Neben gemeldeten Aktivitäten werden auch Punkte für gesunkene Energieverbräuche vergeben, die unmittelbar in die Prämienberechnung einfließen. Die gesammelten Punkte werden am Ende des Jahres in Geldprämien umgewandelt.

Warum das Programm so gut funktioniert

Das EEP ist bundesweit ein herausragendes Programm und ein gutes Beispiel dafür, wie Klimaschutz ganzheitlich gedacht werden kann. In einem Bereich, in welchem Klimaschutzmaßnahmen und Verhaltensänderungen normalerweise schwer umzusetzen sind, schafft es das Programm durch gute Adressierung der verschiedenen Zielgruppen, tatsächliche Veränderungen hervorzurufen. Das Lehrpersonal und die Hausmeister werden in das Programm mit einbezogen und damit befähigt, einen wirksamen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz zu leisten. Nicht zuletzt wissen wir spätestens seit Fridays for Future, dass Schüler*innen nicht nur klimainteressiert sind, sondern mit ihren Forderungen auf die Straße gehen, handeln und verändern möchten. Das EEP gibt den Schüler*innen die Chance, gemeinsam an der eigenen Schule zu arbeiten. Auf Rundgängen mit Hausmeistern und in Workshops lernen die Schüler*innen die Komplexität ihres Gebäudes kennen und können den Verbrauch gemeinsam optimieren. Der Wettbewerbscharakter schafft einen zusätzlichen Anreiz.  Dies führt zu spürbaren Erfolgen.

Mehr zum EEP finden sie hier: https://www.energieeinsparprojekt-potsdam.de/