UfU Informationen | Ausgabe 5 – Juni 2022 | Fachgebiet Energieeffizienz & Energiewende

Kinder in den Wald!

Für mehr Wald in schulischer Bildung

Wann waren Sie das letzte Mal im Wald?

In Deutschland wohnten im Jahr 2020 mehr als 77 Prozent der Bevölkerung in Städten. Waldbesuche und regelmäßige Aufenthalte in Wäldern gehören für die meisten Menschen nicht mehr zum täglichen Leben, sondern bilden die Ausnahme. Dabei sind Wälder nicht nur für die Biodiversität, unser Klima und saubere Luft enorm wichtig, sondern wirken sich auch positiv auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus. Viele Studien zeigen, dass regelmäßige Spaziergänge im Wald das Stresslevel reduzieren, den Blutdruck senken und sich positiv auf unsere Psyche auswirken.

Diese Effekte sind natürlich auch bei Kindern zu beobachten. Mehr noch. Naturerfahrungen sind gerade für sie wichtig und haben einen positiven Einfluss auf ihre Entwicklung. Die Natur zu verstehen, mit ihr zu experimentieren und ihre komplexen Zusammenhänge zu entdecken, sind nach unserer Ansicht wichtige Kindheitserfahrungen. So lernen Kinder frühzeitig, die Natur wertzuschätzen und Probleme wie Umweltverschmutzung und –zerstörung als solche zu erkennen.

Leider verlieren immer mehr Kinder den Zugang zur Natur. Gehörte für vorherige Generationen das Spielen im Wald zur alltäglichen Kindheitserfahrung, ist dies heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Durch die Urbanisierung wachsen die meisten Kinder heute in Städten oder städtischen Gebieten auf, was den Zugang zu Wald und Natur verringert. Im Vergleich zu Erwachsenen sind Kinder in ihrer Mobilität eingeschränkt und haben weniger Möglichkeiten, auch mal eine längere Strecke zu einem Wald auf sich zu nehmen. Dies bedeutet für viele Kinder in Deutschland, dass sie von ihren Eltern abhängig sind, um Erfahrungen in der Natur zu sammeln.

Mit Schule und Kita in den Wald

Mit dieser Problematik setzt sich das bundesweite Bildungsprojekt „Die Klimakönner“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auseinander. Das UfU ist im Auftrag der SDW für die Umsetzung des Projektes in Sachsen-Anhalt im Zeitraum von 2020 bis 2022 verantwortlich. Das Projekt setzt das Naheliegende in die Tat um: „Kinder verbringen heutzutage einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule und im Kindergarten. Wenn Kinder also den Wald kennenlernen und regelmäßig besuchen sollen, dann müssen wir diese Institutionen motivieren und anregen, mit den Kindern öfter in den Wald zu gehen.“, meint unser Projektleiter Heiner Giersch.

Hier liegt das erklärte Ziel des Projekts: Schulen und Kitas sollen regelmäßig mit Ihren Schützlingen die Natur aufsuchen und so den Kindern essenzielle Erfahrungen ermöglichen. Gleichzeitig möchte das Projekt Lehrkräfte in Kitas und Schulen, für das Thema Wald und Klima sensibilisieren und sie durch Fortbildungen dazu motivieren, mit Kindern und Jugendlichen das Thema Klimaschutz durch Wald und Holz ganzheitlich zu behandeln. Regelmäßige Besuche im Wald durch Schule und Kindergarten lassen sich mit vielen pädagogischen Inhalten wie Nachhaltigkeit, Klimawandel, CO2-Kreislauf oder Biodiversität verbinden.

Damit Schulen und Kitas jedoch regelmäßige Waldbesuche mit ihren Schützlingen durchführen, muss das pädagogische Personal darin unterstützt werden, diese Besuche thematisch aufzubereiten, mit Lerninhalten zu füllen und zu sinnvollen Ausflügen zu machen. Genau das wird in dem Projekt angeboten. In sogenannten zweitägigen Bildungswerkstätten werden Lehrende und weiteres pädagogisches Personal zu den Themen Wald und Klima geschult. Neben dem fachlichen Input lernen die Teilnehmenden vor allem zahlreiche Aktivitäten und Spiele kennen, die mit den Kindern im Wald durchgeführt werden können. Die Bildungswerkstätten finden zumeist im Wald statt, sodass die Teilnehmenden auch selbst einen persönlichen Zugang zum Wald finden können. Diese zumeist eindrücklichen Erfahrungen motivieren zusätzlich, Waldbesuche mit eigenen Gruppen oder Klassen zukünftig verstärkt umzusetzen.

Netzwerktreffen Wald und Klima

Neben den Bildungswerkstätten finden außerdem regelmäßig sogenannte „Netzwerktreffen Wald und Klima“ statt. Auf diesen Treffen kommen die teilnehmenden pädagogischen Fachkräfte mit Akteuren aus dem Bereich Forst, Umweltbildung, Politik und Wissenschaft, Klima- und Umweltschutz zusammen, um an gemeinsamen Workshops teilzunehmen sowie Kooperationen und ein breites Netzwerk aufzubauen.

Nachschlagewerk für Lehrpersonal

Das Programm stellt ein umfassendes Nachschlagewerk zu Verfügung, das für alle Teilnehmenden aber auch andere Interessierte kostenlos zum Download zur Verfügung steht. In dem Werk sind zahlreiche Spiele und Experimente für die Ausflüge in den Wald aufgeführt:
https://www.bildungsserver-wald.de/bildungsmaterial

Größe des Projekts

In bundesweit ca. 165 Bildungswerkstätten werden während des Projektzeitraums von 2020 bis 2022 ca. 4.000 pädagogische Fachkräfte, vor allem Auszubildende in pädagogischen Fachschulen, erreicht. Die Teilnehmenden werden motiviert und qualifiziert, die Thematik Wald und Klima, die Möglichkeiten der CO2-Reduktion und konkrete Klimaaktivitäten in ihre Arbeit einfließen zu lassen. Sie tragen Inhalte und Motivation in ihre Einrichtungen und motivieren z.B. ihr Team und die Eltern zur Partizipation und zu klimafreundlichem Handeln. Die teilnehmenden Schulen und Kitas erhalten ein offizielles Zertifikat.

Interesse?

Sie haben Interesse an dem Projekt? Schauen Sie sich für mehr Informationen gerne den Projektflyer (PDF) und die Seite https://www.bildungsserver-wald.de/die-klimakoenner an.

Projektflyer Klimakönner