10. März 2020

Am 10. März jährt sich zum 30. Mal die offizielle Gründung des ersten und heute fast einzigen ostdeutschen sozial-ökologischen Umweltinstituts UfU.

Was in Berlin im Beisein von 200 Umweltwissenschaftlern und Umweltengagierten im Kongreßsaal des Ministeriums für Wissenschaft und Technik der DDR dann offiziell begann, wurde bereits viele Monate vorher vorbereitet. Dr. Christof Tannert, einer der Initiatoren des UfU, gab bereits im Dezember 1989 der Liberal-Demokratischen Zeitung Deutschlands – der LDZ – ein Interview zur bevorstehenden Gründung des UFU. Er wurde zur künftigen Struktur gefragt und antwortete: „Das Institut ist nicht zentralistisch aufgebaut. Es gibt kein einzelnes Gebäude, wo nur Spezialisten forschen, sondern verschiedene Einrichtungen wo Wissenschaftler und Laien zusammenarbeiten. Es wird Expertengruppen zur Bewertung vorhandener Umweltdaten, von Wissenschaftlern betreute Netzwerke, Kontaktbüros zur organisatorischen Arbeit für die Meßnetze sowie zur Öffentlichkeitsarbeit geben. Voraussichtlich werden in Jena, Halle, Dresden und Berlin auch eigene Laborprojekte geschaffen bzw. Kontaktbüros eingerichtet.“ In Berlin wurde am 10. März 1990 ein Vorstand gewählt und die Diskussion über ein Statut begonnen. Die Zusammenarbeit mit dem IÖW, dem IZT sowie dem Ökoinstitut wurde schnell und unproblematisch vereinbart. Bereits 1990 gab dann das IÖW (Ulrich Petschow) zusammen mit dem damaligen UfU-Mitarbeiter und Volkswirt Dr. Dietmar Lucht die Studie „Umweltreport DDR – Bilanz der Zerstörung und Kosten der Sanierung“ im Fischer-Verlag heraus.  Mit dem Öko-Institut wurde noch 1990 die Studie „Energiepolitische Grundsätze für die Umweltunion mit der DDR“ veröffentlicht. Felix Christian Matthes, später Ökoinstitut, trug zu jener Zeit die Verantwortung als UfU-Mitarbeiter und Fachbereichsleiter Energie für das Verfassen der vielbeachteten Studie. Mit diesen beiden Studien wurden zugleich auch Maßstäbe für das noch junge Institut gesetzt.

Am 10. März 1990 hatte das UfU dann bereits 500 zahlende Fördermitglieder, die gemäß Satzung 1% ihres Monatslohnes dem UfU für unabhängige Umweltforschung zur Verfügung stellten. Das war auch den damals uneigennützigen Zeitungen und Zeitschriften zu verdanken, die Spendenaufrufe des jungen Instituts bereitwillig abdruckten. So beispielsweise am 18. Mai 1990 die Junge Welt, auch das Neue Deutschland berichtete vom UfU. Mitte 1991 hielten immerhin noch 300 Mitglieder dem UfU die Treue, heute sind es 180 Mitglieder, davon viele noch aus der Gründungszeit.

UfU ist heute ein Institut mit derzeit 37 Mitarbeiter*innen an den beiden Standorten in Berlin und Halle sowie einem Projektbüro in Hanoi, welches jährlich etwa 60 überwiegend Drittmittelprojekte bearbeitet und verantwortet und jährlich u.a. etwa 30 Veranstaltungen (Workshops, Seminare, Tagungen, Symposien, Kongresse u.a.) durchführt. Projektemäßig wird derzeit in einem Jahr das bearbeitet, was das Institut zwischen 1990 und 2000 insgesamt schaffte.

Es bleibt relevant, sich des Beginns des UfU zu versichern. Dr. Reinhard Piechocki, ein weiterer Gründer gab in einem Interview als eines der Ziele des UfU an, die Unmündigkeit der Bevölkerung in Sachen Umweltwissen beenden zu helfen.

2020 schließt das UfU die erste Evaluation (Studie) des Umweltinformationsgesetzes des Bundes als Forschungsvorhaben ab. Dort wird der große Nutzen des Anspruchs auf Umweltinformationen betont werden. Genau das hatten die Gründer*innen des UfU im Sinn. Insofern gibt es weiterhin Anknüpfungspunkte zum Ursprung des Instituts. Christof Tannerts Wunsch kann insofern noch nicht entsprochen werden. Er sagte 1989 im Dezember: „Das schönste Ziel unseres Instituts besteht für mich darin, überflüssig zu werden.“

Dr. Michael Zschiesche

 

Reinhard Klenke und Reinhard Piechocki

 

2010, Gespräch zwischen Michael Zschiesche, Wolfgang Thierse und Malte Schmidthals

 

Rosemarie Benndorf, Gründerin des UfU

 

Übergabe von 30.000 DM an Dr. Dietmar Lucht, UfU (zweiter v.L.) durch Mitarbeiter von Kaisers auf dem Alexanderplatz in Berlin

 

Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses auf der 25. Jahrfeier des UfU 2015 in Berlin