ADB / Asian Development Bank

20. September 2022

Zum Weltkindertag – Die Klimakrise ist auch eine Krise der Kinderrechte

Die fortschreitende Umweltzerstörung inklusive des menschengemachten Klimawandels mindert die Lebenschancen unzähliger Menschen – insbesondere die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft sowie kommende Generationen sind betroffen. Der von UNICEF entwickelte Children´s Climate Risk Index (CCRI) zeigt dies auf schockierende Weise: Fast eine Milliarde Kinder – fast die Hälfte aller Mädchen und Jungen auf der Erde – leben in den 33 Ländern, welche durch Auswirkungen des Klimawandels „extrem stark gefährdet“ sind [1;2]. Bereits heute sind Kinder und Jugendliche am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen – obwohl sie am wenigstens für diese verantwortlich sind. Dazu sind Phänomene von Climate- sowie Eco-Anxiety unter jungen Menschen immer häufiger zu beobachten [3]. Kinder gelten als besonders vulnerabel. Doch selbst dem Kinderrecht auf Gesundheit wird bisher nicht ausreichend Rechnung getragen. Bereits in der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren sind Kinder gefährlichen Schadstoffbelastungen ausgesetzt – mit möglichen direkten und langfristigen negativen gesundheitlichen Folgen [4].

Im Sinne der ökologischen Kinderrechte müssen also die Themen Kinderrechte und Umwelt- sowie auch Klimaschutz stärker miteinander verschränkt werden. Unter ökologischen Kinderrechten versteht man das Recht eines jeden Kindes, in einer gesunden und intakten Umwelt aufzuwachsen, sodass ein gesundes Leben wie auch die volle Potenzialentwicklung ermöglicht wird [5].

In der UN-Kinderechtskonventionen werden Umweltfragen zwar thematisiert, etwa in Hinblick auf Gesundheit (Art. 24 2 (c)) und Bildung (Art. 29. 1(e)), ein direktes Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt ist jedoch bislang nicht festgeschrieben. In der Praxis werden Umweltfragen in der Kinderpolitik sowie Kinderfragen in der Umweltpolitik häufig nicht beachtet. Daran muss sich etwas ändern. Dazu braucht es eine effektive Gesetzgebung mitsamt Vorschriften, die sich an planetaren Belastungsgrenzen sowie an sozialen Mindeststandards orientiert [6; 7].

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Gerechtigkeitskomponente: Die Ungleichheiten in Bezug auf Umweltbelastungen von Kindern schlagen sich auch sozialräumlich nieder – auch innerhalb von deutschen Städten [8]. Außerdem müssen Kinder unterschiedlichen Alters, Geschlechts und sozialer Herkunft viel häufiger an Entscheidungen und Maßnahmen beteiligt werden, um an der Gestaltung ihrer Zukunft mitgestalten zu können. Bisher wird ihrem Recht auf Partizipation noch viel zu wenig nachgekommen – obwohl das Interesse der jungen Generation am Klimawandel und Umweltzerstörung hoch ist.

Auch das UfU hat sich bereits in unterschiedlichen Projekten mit dem Themenfeld Umweltgerechtigkeit und damit mit sozialräumlichen Ungleichheiten bestimmter Umweltdimensionen wie Lärm, Stadtgrün, Luftverschmutzung u.a. auseinandergesetzt. Das bald startende Verbundprojekt gemeinsam mit der BUNDjugend MeiFaiR nutzt das Konzept der Umweltgerechtigkeit als Handlungsansatz für einen jugendgerechten Strukturwandel im Mitteldeutschen und im Lausitzer Revier.

 

Quellen und zum Weiterlesen

[1] UNICEF (2021): The Climate Crisis is a Child Rights Crisis. Online verfügbar https://www.unicef.org/reports/climate-crisis-child-rights-crisis (letzter Zugriff: 14.09.2022)

[2] Schulte-Basta; D. 2021): Kinder haben ein Recht auf eine gesunde Umwelt. Heinrich Böll Stiftung. Online verfügbar: https://www.boell.de/de/2021/09/17/kinder-haben-ein-recht-auf-eine-gesunde-umwelt (letzter Zugriff: 8.9.2022)

[3] Hickman et al. (2021): Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey. Lancet Planet Health (5): e863-73.

[4] National Coalition Deutschland (o.J.) Die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland. 1d Ökologische Kinderrechte. Online verfügbar: https://umsetzung-der-kinderrechtskonvention.de/1-d-oekologische-kinderrechte/ (letzter Zugriff: 8.9.2022)

[5] National Coalition Deutschland (2016): Kinderrechte und Umwelt Ein Diskussionsbeitrag der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Berlin.

[6] Rockström, J. et.al. (2009): A safe operating space for humanity. Nature 463: 472-475.

[7] Raworth, K. (2012).A Safe and Just Space for Humanity: Can We Live within the Doughnut? Oxfam Discussion Papers.

[8] Helbig, M.; Salomo, K.(2021): Eine Stadt – getrennte Welten? Sozialräumliche Ungleichheiten für Kinder in sieben deutschen Großstädten. Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) (letzter Zugriff: 08.09.2022)