Neues Forschungsprojekt: UfU untersucht die energetische Situation von Sporthallen

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

09. Dezember 2024

Bundesweites Forschungsprojekt gestartet: UfU untersucht die energetische Situation von Sporthallen im Bestand und entwickelt Maßnahmen zur systematischen Erfassung und Reduzierung der Endenergieverbräuche

In Deutschland gibt es 231.000 Sportstätten. Dazu zählen Sporthallen, Stadien, Hallenbädern, Freibädern, Tennisanlagen, Schießsportanlagen. Alleine Berlin hat mehr als 1000 Sporthallen. Sport hat eine immense Bedeutung für unsere Gesellschaft, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Der Zustand der Sportanlagen erfordert eine baldige und umfassende Sanierung der Sportstätten.

Gleichzeitig belaufen sich die jährlichen Emissionen aller deutschen Sportstättenlaut Öko-Institut auf etwa 7,4 Millionen Tonnen CO2. Insbesondere die Emissionen durch den Betrieb von Sporthallen (34 Prozent) und Hallenbädern (31 Prozent) machen mit fast zwei Dritteln den größten Teil des Gesamtausstoßes aus. Diese Emissionen der deutschen Sportstätten entsprechen näherungsweise den CO2-Emissionen einer Stadt wie Essen.

Im Auftrag des Bundes-Instituts für Sport-Wissenschaft untersucht das Unabhängige Institut für Umweltfragen im nächsten Jahr bundesweit die energetische Ist-Situation (Energieverbrauch, Energiekennwerte, Wärmeversorgung, Beleuchtung, Gebäudeautomation, Energiemonitoring, Baualtersklassen, Sanierungsmaßnahmen, Nutzungsprofile) von Sporthallen im Bestand.

Projektziel:

Die Untersuchung soll eine Systematik zur differenzierten Erfassung und Reduktion des Endenergieverbrauchs von bestehenden Sporthallen entwickeln. Denn Sportstätten sind in Deutschland je nach Sportart, Baujahr, Größe, Energieversorgung sehr divers.

Mit der systematischen Erfassung soll ein besserer Überblick über die Situation von Sporthallen in Deutschland geschaffen werden. Im Fokus stehen dabei anwendbare Maßnahmen zur Reduktion des Endenergieverbrauchs. Beispielsweise verfügen viele Sporthallen über große Dachflächen und haben damit das Potenzial zur Nutzung von Photovoltaik oder auch zur Dachbegrünung. Bisher fehlt es aber an einer Übersicht für Sporthallenbetreiber, welche Maßnahmen zu den höchsten Energieeinsparungen führen und dabei ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.

Dabei ist die Beachtung von unterschiedlichen Nutzungsprofilen und von unterschiedlichem Nutzerverhalten aus den verschiedenen Sportarten genauso wichtig wie die Kategorisierung der zahlreichen Sportstätten nach Faktoren wie beispielsweise Gebäudehülle oder Gebäudetechnik.

Die Ergebnisse der Untersuchung mit konkreten Empfehlungen werden in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst. Dieser soll insbesondere Verwaltungen dazu befähigen, den Umbau von Sportstätten in Deutschland im Sinne einer klimaneutralen Zukunft zu planen. Weiterhin werden die Ergebnisse darauf hinweisen, den Planungsprozess von zukünftigen Sportstätten im Sinne der Energieeinsparung zu verbessern.

Konkretes Vorgehen:

  1. Analyse zum aktuellen Stand des Wissens und der Technik im Hinblick auf die energetische Situation von Sporthallen in Deutschland; um Handlungsoptionen herauszustellen und Einsparpotenziale aufzudecken. Betrachtet werden dabei Gebäudetechnik, Gebäudeautomation und Sensorik sowie Gebäudehülle.
  2. Analyse bisheriger Erfassungen und Detaillierung einer Erfassungssystematik
  3. Expertenbefragung und Stake-Holder-Einbindung
  4. Ableitung von Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs
  5. Erstellung eines Handlungsleitfadens: Identifikation von Forschungslücken und -bedarf, Praktische Handlungsempfehlungen, Priorisierung von Maßnahmen, Entwicklung von Entscheidungskriterien und Optimierung von Entscheidungsprozessen unter Berücksichtigung von umwelt- und klimarelevanten Belangen, Bewertung von Planungsalternativen, ggf. Anpassung von Normen und Regularien

Blick in die Zukunft:

Die Ergebnisse liefern eine systematische Übersicht für Sporthallenbetreiber, welche Maßnahmen zu den höchsten Energieeinsparungen führen oder das günstigste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen, welche Maßnahmenbündel zusammen geplant werden sollten, welche unterschiedlichen Nutzerverhalten und Nutzungsprofile aus den unterschiedlichen Nutzergruppen und Sportarten abgeleitet werden können und welche konkreten Baumaßnahmen zu priorisieren wären.
Um die Handlungsempfehlungen letztendlich umzusetzen, müssen zahlreiche Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Finanzmittel für Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen müssen zur Verfügung gestellt werden. Der Sanierungsstau bei den Sportstätten ist in einer Untersuchung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf 31 Milliarden Euro abgeschätzt worden.
  • Normen und Regularien müssen so angepasst werden, dass sie den energie-, umwelt- und klimapolitischen Belangen Rechnung tragen
  • Einheitliche und nachvollziehbare Entscheidungskriterien müssen eingeführt werden
  • Entscheider*innen und Planer*innen müssen geschult und sensibilisiert werden


UfU ist neues Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten

02. Dezember 2024

UfU ist neues Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten

Am 27. November 2024 wurde das UfU auf der Mitgliederversammlung des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB) in Bonn von den Beteiligten mit großer Mehrheit als neues Mitglied aufgenommen. Im AdB zusammengeschlossen sind über einhundert Einrichtungen mit dem Schwerpunkt der Politischen Bildung.

Politische Bildung behandelt nach dem Selbstverständnis des AdB nicht nur ‚die Politik‘, sondern alles Politische und damit „die Art und Weise, wie Menschen gesellschaftlich miteinander verbunden sind und gemeinsam ihre öffentlichen Angelegenheiten aushandeln und regeln.“ Dabei sei es die Aufgabe politischer Bildner*innen, den Zielgruppen „die Zusammenhänge zwischen der eigenen Lebenssituation […] und den gesellschaftlichen Bedingungen deutlich zu machen und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, sich selbst politisch zu Wort zu melden und sich politisch aktiv einzumischen.“

Diese Aufgabe zu erfüllen ist uns im UfU bereits seit langem ein sehr wichtiges Anliegen. Unsere Bildungsprojekte sollen transformative Lernprozesse in Gang setzen und sind nach den Grundsätzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ausgerichtet. Dabei versuchen wir zunehmend, die Schnittmengen von politischer Bildung und BNE zu betonen und die Synergieeffekte beider Bildungsansätze zu nutzen. Wir wollen Ansätze der BNE über das individuelle Handeln hinaus weiterdenken und so kollektives und systemisches Denken und Handeln fördern. Dabei geht es auch um die Förderung von Kritik- und Reflexionsfähigkeit z.B. in Bezug auf bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse, die wichtige Entscheidungen für eine gute Zukunft für alle Menschen maßgeblich prägen.

Durch den Eintritt in den AdB weitet das UfU sein Netzwerk stärker auf die Politische Bildung auf und hat einen großen Pool an spannenden, kompetenten Kooperationspartner*innen aufgetan. Wir bedanken uns bei allen im AdB für die freundliche Aufnahme und freuen uns sehr auf die freundschaftliche Zusammenarbeit. Nicht zuletzt ist es uns wichtig in Zeiten, in denen Demokratie und Klimaschutz stärker von Rechts bedroht werden als noch vor einigen Jahren, Teil dieses solidarischen, sich untereinander unterstützenden Bündnisses zu sein.


UfU-Studie: Die Entwicklung der ostdeutschen Umweltverbände zwischen 2000 und 2023

12. November 2024

Neue UfU-Studie: Die Entwicklung der ostdeutschen Umweltverbände zwischen 2000 und 2023 – Strukturen, Aktionsformen und Herausforderungen

Eine neue UfU-Studie beleuchtet die Entwicklung der ostdeutschen Umweltverbände und –organisationen. Es wurde deutlich, dass ostdeutsche Umweltverbände vor besonderen Herausforderungen stehen. Die Studie wagt einen Blick in die Zukunft und versucht erste Hinweise zur Begegnung der Herausforderungen zu geben.

Zur Publikation: UfU-Paper 2/2024 | Die Entwicklung der ostdeutschen Umweltverbände zwischen 2000 und 2023
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Mitgliederentwicklung

Zunächst wurde festgestellt, dass die Mitgliederzahlen und Umsätze der ostdeutschen Landesverbände von BUND und NABU in den letzten 20 Jahren stark gestiegen sind. Auch wenn der Rückstand zu den strukturellen Entwicklungsniveaus von Umweltverbänden in westlichen Bundesländern (u. a. Mitglieder, Spender*innen, Mitarbeitende, Zahl der Büros und Projekte) noch lange nicht aufgeholt werden konnte, so ist doch relativ gesehen die Umweltschutzbewegung in Ostdeutschland strukturell stark gewachsen.

Eine Ausnahme bildet die Grüne Liga, die einzige originär ostdeutsche Neugründung nach der Wiedervereinigung, deren Mitgliederzahl abgenommen hat. Damit musste die Grüne Liga auch ihr ursprüngliches Ziel, als gesamtostdeutsches Netzwerk für alle Umweltverbände zu fungieren, aufgeben.

Quelle: Eigene Daten basierend auf Jahresberichten der Umweltverbände.

Herausforderungen für die Verbandsarbeit in Ostdeutschland

Als besondere Herausforderung für die ostdeutschen Umweltverbände wurden Versuche der rechtspopulistischen und rechtsextremen Instrumentalisierung des Naturschutzes identifiziert. Die AfD und rechtsextreme Organisationen versuchen das Naturschutzthema zu besetzen, da der Schutz der Natur grundsätzlich positiv besetzt ist und damit Sympathien gewonnen werden können. Zudem wollen sie die Zielkonflikte zwischen Natur- und Klimaschutz vertiefen. Eine neue NABU-Studie ergab, dass bereits ca. 41 % der NABU-Landesverbände in Westdeutschland von rechten Aktivitäten betroffen waren, im Osten bereits 80 % (Schroeder et al. 2022).

Eine weitere Herausforderung ist das geringe ehrenamtliche Engagement im ländlichen Raum, welches in den dünn besiedelten ostdeutschen Flächenländern durch den demografischen Wandel noch verstärkt wird. Die Umweltverbände wachsen vor allem in den Zentren Leipzig, Dresden, Potsdam usw., während die aktiven Mitglieder in Regionen wie dem Erzgebirge und Märkisch-Oderland abnehmen.

Weitere Herausforderungen sind u. a. die Polykrise, spürbare Klimawandelauswirkungen, die Überalterung der Ehrenamtlichen, der Fachkräftemangel und die hohe Zahl inaktiver Mitglieder.

Blick in die Zukunft und strategische Ausrichtung

Es ist auch davon auszugehen, dass der BUND und der NABU dominant bleiben werden, während spezifisch ostdeutsche Akteure wie die Grüne Liga wohl weiter an Bedeutung verlieren. Auch sind in den Interviews mit ostdeutschen Verbandsvertreter*innen kaum noch spezifisch ostdeutsche Mentalitäten in der täglichen Arbeit angeklungen.

Eine wesentliche Aufgabe für die ostdeutschen Umweltverbände ist der Umgang mit gewählten AfD-Politiker*innen und der Gefahr der rechten Instrumentalisierung des Naturschutzes. Die Landesverbände und Ortsgruppen in Ostdeutschland müssen mit Ressourcen, wie Weiterbildungen, Informationsmaterialien und Personal ausgestattet und geschult werden (Schroeder et al., 2022).

Um eine aktive Mitgliederbasis zu erhalten, sollten die ostdeutschen Umweltverbände die Ehrenamtlichen gut betreuen und die klassischen und traditionellen Verbandsstrukturen in ein Ehrenamt 3.0 überführen, um weiterhin in der Fläche wirksam zu sein. Hier wäre es wichtig, dass die strukturschwächeren ostdeutschen Landesverbände von den jeweiligen Bundesverbänden weiterhin unterstützt werden.

Weitere Strategien, um den oben genannten Herausforderungen zu begegnen, sind digitale und hybride Angebote, vielfältige Aktionsformen und attraktive Arbeitsbedingungen.

Methodik

Die Studie basierte auf einer internetbasierten Daten- und Literaturrecherche, insbesondere der Auswertung der Jahresberichte der ostdeutschen Umweltverbände, sowie Interviews mit ostdeutschen Verbandsvertreter*innen. Die Erarbeitung der Studie wurde durch die Naturstiftung David gefördert.

Zur Publikation: UfU-Paper 2/2024 | Die Entwicklung der ostdeutschen Umweltverbände zwischen 2000 und 2023

KlimaVisionen ausgezeichnet mit 2. Platz des Roman-Herzog-Preises 2024

08. November 2024

KlimaVisionen ausgezeichnet mit 2. Platz des Roman-Herzog-Preises 2024

Die Berliner Sparkasse würdigt jährlich mit dem Roman-Herzog-Preis Berliner Projekte oder Initiativen, die sich durch besonderes gesellschaftliches Engagement für die Stadt Berlin auszeichnen und damit zur Weiterentwicklung und dem Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen. In diesem Jahr wurde das UfU-Projekt KlimaVisionen mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.

Seit 2021 unterstützt das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) 70 Schulen in Berlin mit dem Projekt „KlimaVisionen – Wege zur klimaneutralen Schule Berlin“ bei der Erreichung einer klimaneutralen Zukunft.

Die Projektschulen erhalten thematische Inputs, Workshops, Beratung und Gebäudeanalysen, in deren Folge konkrete Klimaschutzpläne entwickelt sowie Klimaschutzaktivitäten geplant und umgesetzt werden. Dies können zum Beispiel Fassadenbegrünung, Energiesparprogramme, grüne Klassenzimmer, Entsiegelung des Schulhofs, Regenwassernutzung, Fahrradbusse, klimafreundliche Ernährung und vieles mehr sein. Das Projekt zeichnet dabei eine partizipative Herangehensweise aus, die verschiedenen Nutzergruppen (Senatsverwaltung, Schüler:innen, Schulleitung, Hausmeister:innen) der Schule zusammenbringt, sodass auch Schüler:innen die Möglichkeit bekommen ihr Umfeld aktiv mitzugestalten, mit dem Ziel eine höhere Akzeptanz für die Transformation zu einer klimaneutralen Schule zu erreichen.

Das Projekt wirkt nicht nur innerhalb der Schulen, sondern auch außerhalb durch die Einbindung vieler außerschulischer Partner und die gezielte Bündelung von Aktivitäten in Richtung Klimaneutralität. Der Austausch zwischen den Schulen lässt nationale und internationale Kooperationen zu. So haben Berliner Schulen bereits in der Kulturhauptstadt Elefsina (Griechenland) ihre Erkenntnisse geteilt. Das UfU hofft mit dem Projekt als Vorbild und Inspiration auch in anderen deutschen Städten und Bundesländern zu wirken, um so gemeinschaftlich aktiv zu werden.

Am 07. November wurde vom Kuratorium der Stiftung Brandenburger Tor der Preisträger des Roman-Herzog-Preises gewählt, mit KlimaVisionen sind wir unter der Finalist:innen. Wir vom UfU freuen uns sehr über diese Ehrung und möchten diese direkt an all die teilnehmenden Schulen weitertragen für den unermüdlichen Einsatz von engagierten Lehrkräften, Schüler:innen, Hausmeister:innen und anderen. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro soll dazu genutzt werden die Unterstützung Berliner Schulen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität weiter auszubauen.

Das UfU möchte diese Projekt auch in Zukunft weiterführen und noch mehr Schulen in Berlin für das Projekt begeistern. Fast 80 Prozent der öffentlichen Gebäude sind Schulen, die damit ein entscheidender Faktor bei der Erreichung der Klimaziele des Landes Berlin sind. Aufgrund ihres großen CO2-Fußabdruckes tragen sie im Rahmen der Energiewende eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Gleichzeitig nehmen sie eine wichtige Rolle als Multiplikatoren ein, um heranwachsende Generationen zu zukunftsfähigem Handeln auszubilden.

Das UfU gratuliert ebenso dem Preisträger Sonay soziales Leben e.V., die den generationsübergreifenden Austausch zwischen Jugendlichen und Senior:innen fördern sowie den weiteren Finalist:innen vom Mentoring Programm XENION e.V., die geflüchtete Menschen und Ehrenamtliche zusammenbringen. Großartige Projekte, die zeigen, wie vielfältig und bereichernd Gemeinschaft sein und was diese bewegen kann.


Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in deutschen Lehrplänen ausbaufähig

25. Oktober 2024

Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in deutschen Lehrplänen ausbaufähig

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Unterrichtsformat zu integrieren, erfordert die Kapazitäten, relevante Themenkomplexe inklusive interaktiver Methoden kindgerecht aufzubereiten. Durch Lehrkräftemangel und begrenzte zeitliche Ressourcen fällt es vielen Lehrenden schwer, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Eine neue digitale Lernplattform für BNE soll Lehrerkräfte in Zukunft ermutigen und dabei unterstützen, ihren Unterricht verstärkt auf eine ganzheitliche und transformative Bildung im Sinne von BNE auszurichten.

Europäische Lernplattform für die Agenda 2030

Durch die Schaffung einer europäischen Lernplattform, die sich an Schüler*innen im Alter von neun bis elf Jahren in Deutschland, Norwegen, Ungarn und Zypern sowie in anderen europäischen Ländern richtet, wird BNE als gezieltes Lernformat in Schulen in den Sprachen Englisch, Deutsch, Griechisch, Norwegisch und Ungarisch verfügbar. Dies unterstützt die Agenda 2030 und damit die Förderung einer nachhaltigeren und gerechteren Welt.

Die Plattform bietet Lehr- und Lernmaterialien zu den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) der Vereinten Nationen. Darüber hinaus wird das Zusammenwirken dieser Ziele anhand des Hochzeitstortenmodells von Johan Rockström und Pavan Sukhdev erklärt sowie auf Zielkonflikte eingegangen. Die zentralen Elemente der Lernplattform sind Boardstories, interaktive animierte Geschichten, die das audiovisuelle Lernen fördern. Somit können sich Schüler*innen aktiv mit den Themen der jeweiligen SDGs auseinandersetzen und digitales Lernen auf unterschiedliche Weise erleben. Dabei werden neue Medien mit wichtigen Wissensinhalten kombiniert, um eine sinnvolle Einheit zu schaffen, bei der Lernen Spaß macht.

Digitale Bildung für nachhaltige Entwicklung in Europa

Die Plattform ist im Rahmen des Projekts „Digitale Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Europa“ entstanden. Dazu wurden Lehrpläne für Grundschulen in Deutschland, Norwegen, Ungarn und Zypern untersucht, um Erkenntnisse für die Entwicklung der Lernplattform und eine effektive Umsetzung in den verschiedenen europäischen Ländern zu gewinnen. Trotz der unterschiedlichen Struktur und Ausrichtung der einzelnen nationalen Lehrpläne wird BNE in allen untersuchten Ländern als relevante Unterrichtskomponente anerkannt und angestrebt. Jedoch bleibt die Verankerung von BNE in deutschen Lehrplänen im europäischen Vergleich ausbaufähig. Während BNE ein verpflichtender Bestandteil der Lehrpläne in Norwegen, Ungarn und Zypern ist, wird es Hierzulande tendenziell als Querschnittsthema definiert, dessen Anwendung abhängig von der jeweiligen Lehrkraft ist.

Untersucht wurden insbesondere die fachspezifischen und fächerübergreifenden Verknüpfungen mit BNE und den SDGs auf Grundschulniveau. Zudem wurde die Rolle der Medienerziehung in den nationalen Lehrplänen bewertet sowie deren Umfang und spezifische Lernziele identifiziert, die durch die Lernwelten für BNE unterstützt werden sollen. Dies bildet die Grundlage für einen Unterricht, der auf einer digitalen, integrierten und fächerübergreifenden Perspektive für nachhaltige Entwicklung basiert.

Herausforderungen für die Entwicklung der Plattform – Analyse deutscher Curricula in einer föderalen Struktur

BNE und die SDGs werden in deutschen Lehrplänen aufgrund der föderalen Bildungsstruktur nicht überall explizit genannt, dennoch in einigen Fällen als übergreifende Kompetenzziele oder Leitlinien erfasst und thematisch verankert. Dabei wird BNE in den Bundesländern unterschiedlich gewichtet: In Baden-Württemberg wird sie als Schlüsselperspektive genannt, in Berlin/Brandenburg als übergreifendes Thema und in Sachsen-Anhalt gibt es keine spezifische Erwähnung oder Bezugnahme. In Bezug auf die SDGs ist nur eine fundierte Interpretation möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass die unterschiedlichen Kompetenzkonzepte in den verschiedenen Curricula nicht deckungsgleich mit den spezifischen Kompetenzen von BNE sind, wie sie im Europäischen Kompetenzrahmen für Nachhaltigkeit der Europäischen Kommission beschrieben werden. Die häufigsten Bezugspunkte bieten die Gemeinschaftskunde und in der Folge Ethik und Religion. Dazu gehört auch, dass andere Fächer zwar auch methodisch in Bezug auf BNE arbeiten können, aber nur wenige Bezüge in den Lehrplänen hergestellt werden. Außerdem gibt es kein spezifisches Zeitbudget für BNE oder die SDGs. Dementsprechend gibt es eine große strukturelle Lücke bei der verpflichtenden Integration von BNE in Grundschulen. Auch wenn Lehrkräfte entscheiden können, BNE zu implementieren, können sie sich ebenso dafür entscheiden, dies nicht zu tun.

Bildungsmaterialien schließen Lehrplanlücke

Durch die Bereitstellung von zielführenden Bildungsmaterialien zu den SDGs in Kombination mit präzisen Anleitungen und Empfehlungen für Lehrkräfte kann das Ausmaß der praktischen Umsetzung von BNE im Unterricht erhöht werden. Gerade weil die Boardstories in eine Unterrichtsstunde und die jeweiligen BNE-Inhalte einführen sollen, senkt dies die Hürde für Lehrkräfte, sich für ein nachhaltiges Thema zu entscheiden, und reduziert ihren Zeitaufwand für die Themenvorbereitung. Dadurch können auch einzelne Lücken im Lehrplan geschlossen werden. Auf diese Weise können sich die Schüler*innen bereits in jungen Jahren dieser Ziele bewusstwerden und eine positive Vorstellung von einer gerechten und lebenswerten Zukunft für alle entwickeln. Damit wird der Grundstein für das Handeln für eine nachhaltige Entwicklung gelegt und die Lernplattform trägt zur Erreichung der SDGs bei.

Der vollständige Bericht zur länderübergreifenden Lehrplananalyse kann hier eingesehen werden.

Die frei zugänglichen Lernwelten sollen im Frühjahr 2025 online gehen.

 

 

Gefördert wird das Projekt durch Erasmus + Cooperation partnerships in school education und Deutsche Bundesstiftung Umwelt – DBU.


Wie kann die Zusammenarbeit von Schulen und außerschulischen Partnern gelingen?

21. Oktober 2024

Schulen als wichtige Impulsgeber für Klimaneutralität

Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels, war die Rolle von Schulen bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft noch nie so wichtig wie heute. Schulen schaffen Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung und setzen entsprechende Maßnahmen um. Sie sind bedeutende Multiplikatoren, bilden die kommenden Generationen aus und sind somit auch treibende Kräfte bei der Transition zur Klimaneutralität. Dies bedeutet auch, dass sich die Schulen selbst, zu klimaneutralen Schulen wandeln müssen. Ein Unterfangen, mit welchem sie nicht allein gelassen werden sollten.

UfU Projekt „Vision 2045“ – Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft

Das UfU Projekt Visions 2045 hebt die Bedeutung dieser Transition hervor und fördert ein kollektives Engagement der Schulen in diesem Bereich durch konkrete Maßnahmen: Zwölf Schulen in Bulgarien, Polen und Slowenien arbeiten mit ihren lokalen Gemeinden zusammen, um Maßnahmen zur Einsparung von Treibhausgasemissionen durchzuführen. Dazu haben die Schulen zunächst in sogenannten Visionswerkstätten individuelle Klimaneutralitätspläne für die eigene Schule entwickelt. Darauf aufbauend suchen sie nun nach Unterstützungsmöglichkeiten, um diese umzusetzen.

Zum UfU Projekt Vision 20245

Möchte eine Schule klimaneutral werden sind Kooperationen erforderlich. Ein Beispiel wäre die Zusammenarbeit und Unterstützung durch außerschulische Partner, wie z. B. Kommunen, für die erfolgreiche Umsetzung ganzheitlicher Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Ein anderes Beispiel wären Kooperationen mit externen Partnern, um z.B. das Schulgebäude energie- und ressourceneffizient zu machen oder sauberes Trinkwasser bereitzustellen. Viele Schulen tun sich jedoch schwer damit, Kooperationen aufzubauen, welche für die Umsetzung dieser Maßnahmen unbedingt notwendig sind. Denn Schulen agieren oft in ihrem eigenen Ökosystem und richten ihre Maßnahmen und Botschaften hauptsächlich an die Schulgemeinschaft. Im Folgenden schildern wir Herangehensweisen an die Initiation solcher Kooperationen für Schulen.

Anfang in der eigenen Gemeinde

Auch wenn es Schulen zuerst schwerfallen mag, Partnerschaften mit externen Akteuren zu initiieren, die Voraussetzungen dafür sind gut. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die schulexternen Akteure eine große Offenheit für gemeinsame Initiativen mit Schulen zeigen. Sie sind jedoch nicht bereit, diese zu initiieren und von sich aus an die Schule heranzutreten. Deshalb müssen Schulen bei der Suche nach solchen Partnerschaften proaktiv sein und im Bestfall persönliche Treffen organisieren, um eine fruchtbare Beziehung zu ermöglichen. Ein erster Anfang kann dabei die eigene Gemeinde sein. Gemeinden sind für Schulen ein sehr nützlicher Kanal, um Partner zu finden, insbesondere in kleineren Städten. Einladungen der Stadtverwaltung zu einer gewünschten Zusammenarbeit führen hier zu einer höheren Rücklaufquote und mehr Engagement.

Lokal ansässige Akteure finden

Wenn es um Kooperationen mit Unternehmen, Initiativen und Organisationen geht, sollten lokal ansässige Akteure gefunden werden. Diese haben meist eine hohe Standortverbundenheit und damit auch ein Kooperationsinteresse mit der Schule. Auch Bewohner*innen der Nachbarschaft, Eltern sowie Vertreter*innen lokaler Behörden können um ihre Expertise und mögliche Unterstützung gebeten werden. Im Projekt Visions 2045 kamen zahlreiche Vertreter*innen der örtlichen Schulen, der Stadtverwaltung und lokaler öffentlicher Unternehmen zusammen, darunter auch Organisationen wie die öffentlichen Verkehrsbetriebe und Energieversorger. Letztere spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, dass die Nachhaltigkeitsbemühungen der Schulen mit der notwendigen Infrastruktur und den erforderlichen Ressourcen unterstützt werden. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, wird von den Schulen meist erwartet, dass sie einen ersten Plan oder eine Vorstellung davon haben, wie die Partnerschaft aussehen kann: Was wollen sie erreichen, wozu könnte der Partner möglicherweise beitragen? Das Erstellen und Kommunizieren einer schulischen Vision zur Klimaneutralität hilft dabei, eine Diskussionsgrundlage zu haben und erhöht die Wahrscheinlichkeit, Unterstützung zu erhalten. Darüber hinaus kann der Austausch von bewährten Praktiken aus anderen Schulen, Regionen oder Ländern den Beteiligten Wege aufzeigen und ihnen Ideen geben, wie sie mit den Schulen interagieren können. So wandte sich eine polnische Projektschule beispielsweise an einen Baumarkt mit der Idee Regenwasser für den Schulgarten zu sammeln. Der neu gewonnene Partner sponserte nicht nur Regenwassertanks, sondern stellte auch Freiwillige zur Installation zur Verfügung.

Auf gegenseitigen Nutzen achten

Gleichzeitig sollten sich die Schulen fragen und recherchieren, was der potentielle Partner davon haben könnte. Durch die oben erwähnte Standortverbundenheit lokal ansässiger Akteure haben diese ein Interesse an entsprechenden Image- und PR-Aktivitäten. In manchen Fällen möchten sich externe Partner bei den Schüler*innen vorstellen, um zukünftige Mitarbeitende zu rekrutieren. Für die Schulen ist es von Vorteil, wenn sie die Bedürfnisse ihrer gewünschten Partner identifizieren und sich dann bemühen, ein entsprechendes Angebot machen zu können. Wir empfehlen den Schulen auch, die beruflichen Netzwerke der Eltern als Quelle für neue Kontakte und mögliche Zusammenarbeit zu aktivieren. Ehemalige Schüler*innen können ebenfalls von großem Nutzen sein, da sie oft bereit sind, die Schule zu ideellen Zwecken zu unterstützen, insbesondere in kleineren Städten.

Ein Modell für einen breiteren Wandel

Schulen können einen wirksamen Beitrag zum Wandel leisten, sowohl durch die Erziehung künftiger Generationen als auch durch ihre realen Bemühungen um eine Verringerung ihres ökologischen Fußabdrucks. Im Rahmen des Projekts Visions 2045 hat jede teilnehmende Schule eigene Pilotaktionen zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Abfallvermeidung, zur Förderung nachhaltiger Mobilität und vielem mehr gestartet. Darüber hinaus bietet die Initiative den Schüler*innen die Möglichkeit, mit lokalen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen in Kontakt zu treten. Geplante Unterrichtsbesuche bei Abfallentsorgungseinrichtungen, Wasser- und Energieversorgern tragen beispielsweise dazu bei, das Verständnis der Schüler*innen für Nachhaltigkeit über das Schulgelände hinaus zu vertiefen. Dank dieser Initiativen erlangen die Aktivitäten der Schule eine breitere Anerkennung in der Stadt und haben die Chance, die Zusammenarbeit mit Interessengruppen zur Förderung des Schulklimas fortzusetzen. Die Kommunen können diese Nachhaltigkeitsbemühungen in die umfassendere städtische Strategie zur Klimaneutralität integrieren.

Mit einem starken Netzwerk lokaler Partner besteht eine echte Chance, die von diesen Schulen gewonnenen Erkenntnisse auf die gesamte Region auszuweiten. Unsere Erfahrung zeigt, dass ein klares Ziel und ein klarer Plan, verbunden mit dem Bemühen, Partner einzubinden, Erfolg und konkrete Ergebnisse bringen.

Anfang 2025 werden wir Handbücher für Schulen und Kommunen mit weiteren Erkenntnissen und Empfehlungen veröffentlichen, damit der Wandel hin zur Klimaneutralität Schritt für Schritt gelingt.


Publikation: Berufsbildung der Zukunft - Mit politischer Bildung zu einer Transformativen Beruflichen Bildung

Foto von Vlada Karpovich: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-hande-geschaft-business-4452519/

30. September 2024

In der Berufsbildung liegt ein Schlüssel zur sozial-ökologischen Transformation, da sie den Grundstein für nachhaltiges berufliches, aber auch privates Handeln legen kann!

Unsere Kollegin Larissa Donges hat in der Fachzeitschrift „Außerschulische Bildung“ des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) einen Artikel über das Zusammenspiel von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und politischer Bildung im Rahmen der Berufsbildung veröffentlicht. Der Artikel beleuchtet, wie ein zukunftsorientiertes, wechselseitiges Lernen zwischen politischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die berufliche Bildung Einzug halten kann und zeigt damit Handlungsempfehlungen für eine Transformative Beruflichen Bildung (TBB) auf.

In der beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) braucht es den Ansatz der politischen Bildung. Denn es ist entscheidend, in den Berufsschulen und Betrieben, über das individuelle Handeln hinaus, systemisches Denken und demokratieförderndes, kollektives nachhaltiges Handeln zu stärken. Es geht also nicht nur darum zu lernen, wie ich im jeweiligen Beruf punktuell nachhaltiger wirken kann, indem ich beispielsweise als Bäckerin ökologisch angebautes Getreide oder Ökostrom nutze. Entscheidend ist es, auch die komplexen sozialen, ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge zu verstehen, die von der Produktion der Rohstoffe über ihre Verarbeitung bis hin zum Verkauf bestehen. Ziel sollte es sein, dass die Auszubildenden ihre Handlungs-, Gestaltungs- und Partizipationsmöglichkeiten als Berufstätige aber auch als Teil der (Zivil-)Gesellschaft erkennen und nutzen. Das heißt in diesem Fall, dass die angehende Bäckerin auch erfährt, dass sie sich beispielsweise durch das Engagement in einer lokalen Nachhaltigkeitsinitiative, durch die Beteiligung an Petitionen, Demonstrationen oder politischen Konsultationsprozessen für eine Agrar- und Ernährungswende einsetzen könnte. Im Rahmen einer solchen Transformativen Beruflichen Bildung (TBB) sollte auch die Thematisierung von Zielkonflikten und Widersprüchen eine Rolle spielen. Denn entsprechend der Konfliktorientierung als wichtiges didaktisches Prinzip der politischen Bildung können so bereichernde Lernanlässe geschaffen werden.

Angesichts multipler Krisen, gepaart mit dem derzeitigen Fachkräftemangel sollte eine Chance darin gesehen werden, Ausbildungsberufe für junge Menschen auch dadurch attraktiv zu machen, dass sie Wissen und Kompetenzen mit auf den Weg bekommen, um ihre eigene Zukunft zu gestalten und unser aller Lebensgrundlagen zu erhalten.

Der Artikel beruht auf Erkenntnissen, die im Rahmen unseres Projektes „KlimaKompetenzen in der beruflichen Bildung stärken – Berufsbilder mit politischer Bildung und BNE zukunftsfähig machen“ (https://www.ufu.de/projekt/bpb/) gesammelt und in ausführlicher Form in der Publikation „Berufliche Bildung zukunftsfähig machen – Synergien zwischen politischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nutzen“ veröffentlicht wurden: https://www.ufu.de/ufu-veroeffentlicht-broschuere-zur-erfolgreichen-integration-von-bne-und-politischer-bildung-in-der-beruflichen-bildung/

Artikel: https://fachzeitschrift.adb.de/berufsbildung-der-zukunft/


Zum Tod von Friedrich Schorlemmer von Michael Zschiesche

Zum Tod von Friedrich Schorlemmer von Michael Zschiesche

Friedrich Schorlemmer ist tot. Er starb letzten Sonntag in Berlin im Alter von 80 Jahren. Er galt als der Bürgerrechtler der DDR, als Friedens-, Menschenrechts- und Umweltanwalt. Sein aus der Bibel entlehnter Spruch „Schwerter zu Pflugscharen“, wo er 1983 auf dem Höhepunkt der Kriegsangst in Wittenberg wirkmächtig ein Schwert von einem Schmied auf dem Platz vor der Kirche umformen ließ, war seitdem Erkennungszeichen der unangepassten DDR-Jugend. Der Spruch machte ihn berühmt. Aber, er war auch einer der wenigen Bürgerrechtler, die sowohl von den 1989 neu entstandenen aber zahlenmäßig immer kleinen Kräften und Aktiven wie dem Neuen Forum oder dem Demokratischen Aufbruch als auch von progressiven Teilen der PDS anerkannt wurde.

Mit Friedrich Schorlemmer stand ich 1994 im Austausch, weil ich ihn um einen Beitrag für mein Buchprojekt „Alles wird besser – Nichts wird gut – Wege zur ökologischen Wende“ bat, den er auch lieferte. Ursprünglich wollte ich ein Interview mit ihm führen, auch um den vielbeschäftigten Mann nicht allzu sehr zeitlich zu strapazieren. Er schlug jedoch zu meiner Überraschung vor, einen eigenen Text zu liefern. Das freute mich sehr. Der Text „Eines Tages…“ ist nach wie vor lesenswert und aktueller, als er sein sollte. Friedrich Schorlemmers Stimme, seine Klugheit, sein Einmischen wird fehlen. Es bleiben seine Schriften, Bücher und Gedanken: „Fürchtet euch nicht? Doch! Fürchtet euch! Das ist die Botschaft: Geht gegen alles an, was Furcht macht, was Düsternis verbreitet, was Natur zerstört, was gnadenlos ausbeutet, was Brot vorenthält und Freiheit beschränkt, Denken verengt, was Geld herrschen und Macht entgleiten lässt! Mag sein, dass die Welt morgen untergeht, schrieb Dietrich Bonhoeffer 1942, doch erst dann wollen wir die Arbeit für eine bessere Welt niederlegen, vorher nicht.“


Tagesschau, TAZ, ZEIT, FAZ und andere Medien berichten über Hochwasserstudie des UfU

Tagesschau, TAZ, ZEIT, FAZ und andere Medien berichten über Hochwasserstudie des UfU

Fast 400.000 Menschen sind in Deutschland von Hochwasser bedroht. So lauten die Überschriften der zahlreichen Meldungen, die über die UfU-Studie im Auftrag der von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag geschrieben wurden. Nachdem die DPA über die Studie berichtete, erscheinen am 11. September unzählige Meldung über die UfU-Studie in allen deutschen Tageszeitungen.

Die Studie untersucht die Daten aus den öffentlich einsehbaren Hochwasserrisikomanagementplänen (HWRP) der unterschiedlichen Flusseinzugsgebiete in Deutschland und unterschiedliche Quellen, welche die Hochwasser‐ und Niedrigwasserrisiken in Deutschland abdecken. Daraus ergibt sich nach Addition der Daten, dass konservativ geschätzt mindestens 384.000 Menschen in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Hochwasser-Ereignis betroffen sein werden.

Studie: Hochwasserrisiken und Dürren in Flüssen und Seen – Kurzgutachten zur Darstellung von Krisengewässern in Deutschland

Die zahlreichen Meldungen der Zeitungen sind durch die Wortkombination UfU + Hochwasser + Studie zu finden. Das UfU möchte in Zukunft weitere Studien zu diesem Thema anfertigen, um auch mögliche Kosten und andere Extremwetterereignisse abzuschätzen.


Publikation: Öffentlichkeitsbeteiligung und Planungsbeschleunigung – Versuch einer ersten Bilanz der 20. Legislatur aus Umweltsicht, Teil 1

Unsere beiden Umweltjuristen Dr. Michael Zschiesche & Tom Grünberger haben in der aktuellen Ausgabe der Natur und Recht ihren Artikel Öffentlichkeitsbeteiligung und Planungsbeschleunigung – Versuch einer ersten Bilanz der 20. Legislatur aus Umweltsicht veröffentlicht.

Die Massen Gesetzen zur Planungsbeschleunigung und die immer wiederkehrenden Versuche, Planung zu verkürzen, führen zu mitunter besorgniserregenden Situationen für Öffentlichkeitsbeteiligung und Naturschutz.

In diesem und einem weiteren Artikel sollen maßgebliche Beschleunigungsgesetze seit 2021 auf ihr Verhältnis zur Öffentlichkeitsbeteiligung und ihren wesentlichen Änderungen in den verfahrensrechtlichen Elementen vorgestellt werden. Allein die Tatsache, dass hierfür ein einzelner Beitrag nicht ausreicht, um alle gesetzlichen Änderungen seit 2021 auf Bundesebene zu skizzieren, macht deutlich, wieviel in vier Jahren im formellen Beteiligungsbereich passierte. Die beiden Artikel werden dennoch nur die wesentlichen Änderungen der im Zuge der Beschleunigung geänderten Bestimmungen der Öffentlichkeitsbeteiligung seit 2021 in den Blick nehmen können.

Ausgangspunkt des ersten Teils ist das Planungssicherstellungsgesetz (PlanSiG), welches noch in der 19. Legislatur im Mai 2020 im Zuge der Corona-Pandemie die Weiterführung aller Zulassungsverfahren in der Bundesrepublik sicherstellen und gleichzeitig die Digitalisierung der Öffentlichkeitsbeteiligung voranbringen sollte. Da dieses Gesetz bis heute grundlegende Auswirkungen auf die Änderungen der Öffentlichkeitsbeteiligung in der 20. Legislatur hatte, werden maßgebliche noch heute relevante Inhalte des PlanSiG skizziert. In diesem Artikel werden sechs einzelgesetzliche Änderungen bzw. Änderungen durch entsprechende Artikelgesetze näher – im Wesentlichen anhand ihrer zeitlichen Entstehung – vorgestellt. Es handelt sich hierbei um das Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNGG), das Klimaschutz-Sofortprogramm, welches gleich mehrere Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung betraf, das Gesetz zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes und anderer energiewirtschaftlicher Vorschriften (EnSiG), Änderungen im BundesImmissionsschutzgesetz (Fuel-Switch), die EU-Notfallverordnung und die Änderungen im Raumordnungsgesetz-Änderungsgesetz.

Publikation: Öffentlichkeitsbeteiligung und Planungsbeschleunigung – Versuch einer ersten Bilanz der 20. Legislatur aus Umweltsicht, Teil 1