27. November 2023
Berlins Schulen vor dem Hitzeschock? Klimaschutz-Fachtagung am 15.11.23 zeigt Nachholbedarf in vielen Bereichen
Hitzerekorde, Extremwetter und Trockenheit in der Metropolregion Berlin. Das bedeutet auch erheblichen (Nachhol-)Bedarf für veränderte Lerninhalte und bauliche Anpassungen an Berlins Schulen. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse der 25. Fachtagung „Klimaschutz an Schulen“, die am 15.11.2023 in Berlin-Charlottenburg stattfand.
Die Klimakrise ist auch bei uns angekommen. Das veränderte Klima in Berlin hat erhebliche Auswirkungen auf unser Leben und damit auch auf das Leben unserer Kinder, die einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule verbringen. Damit gehen wichtige Fragen einher: Was bedeuten die klimatischen Veränderungen für den Unterricht und die Lerninhalte in der Schule? Wie muss die bauliche Gestaltung der Schulen verändert werden? Wo liegen die größten Praxis-Hindernisse und wer unterstützt Lehrkräfte?
Auf der jährlichen Fachtagung „Klimaschutz an Schulen“, die das UfU organisiert, wurden diese Fragen im November 2023 diskutiert. Nach drei Impulsvorträgen wurden die Themen in sieben Praxis-Workshops vertieft, um Rüstzeug für den täglichen Unterricht zu bieten.
Berlin hat Nachholbedarf
Um sich an die klimatischen Veränderungen in Berlin anzupassen, muss noch viel passieren. Fassadenbegrünung, Solardächer, Schulgärten, Schwammstadt, Hitzeanpassung – das sind nur einige der Begriffe die mit der Schule der Zukunft im Zusammenhang stehen. In seiner Keynote erläuterte Schulbau-Staatssekretär Dr. Torsten Kühne den aktuellen Stand aus Sicht der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Mit der Berliner Schulbauoffensive sei ein Maßnahmenprogramm in die Wege geleitet worden, dass die Situation in den Schulen Berlins nachhaltig verbessert. Die Berliner Schulbauoffensive (BSO) ist das größte Investitionsvorhaben der letzten und laufenden Legislaturperiode. Seit dem Start 2016 mit etwa 189 Millionen Euro werden inzwischen rund 900 Millionen Euro pro Jahr für den Schulbau ausgegeben. Das Programm wird in verschiedenen Tranchen ausgerollt, zu denen nicht nur der Neubau von Schulen, sondern auch Sanierung, Umbau und Erweiterung gehören. Die in der aktuellen Tranche neu gebauten Schulen entsprechen dem KfW-Standard 55. Regenwassermanagement, extensive Dachbegrünung, Solaranlagen, die Verwendung nachhaltiger Baustoffe und ein Recyclingkonzept sind damit feste Bestandteile.
Zugang zu Energiedaten fehlt weiterhin
Auf der Fachtagung wurde erneut der Zugang zu den Energiedaten öffentlicher Nichtwohngebäude kritisch diskutiert, zu welchen auch Schulen gehören. Denn noch immer sind die Verbräuche in zahlreichen Berliner Schulen viel zu hoch. Inzwischen sind viele Schulen und andere öffentliche Nichtwohngebäude mit Smart Metern ausgestattet, hätten also die Möglichkeit die eigenen Verbräuche in kurzen Zeiträumen zu kontrollieren und Spitzenverbräuche zu identifizieren. Gesetzlich ist schon lange geregelt, dass Verbräuche öffentlicher Nichtwohngebäude öffentlich zugänglich gemacht werden müssen. Dies passiert aber meist nur in großen Abständen und als Zusammenfassung des Jahresverbrauchs. Schulen sind aber Orte des Lernens und damit auch des Erlernens der eigenen Handlungsverantwortung. Schüler*innen könnten durch den erleichterten Zugang zu den Verbrauchsdaten der Schule ein wesentlich verbessertes Verständnis des eigenen Handelns und damit auch der Wirksamkeit von Verhaltensänderungen bekommen.
Die trotz aller Neubauten bestehende Raumnot sowie fehlende Solardächer auf Bestandsgebäuden waren weitere Punkte, die Teilnehmende in der Diskussion anmerkten. Dass zum gesetzlich vorgegeben Stichtag Ende 2024 alle Berliner Schulen wirklich Photovoltaikmodule auf dem Dach haben werden, konnte Dr. Kühne nicht verbindlich zusagen.
Diese und zahlreiche andere Themen muss die Berliner Politik und Verwaltung gemeinsam mit den Schulen angehen, wenn Schulen auch in Zukunft gute Orte des Lernens bleiben sollen. Die zahlreichen Themen der Praxis-Workshops auf der Veranstaltung reichten von der grünen Schulhofgestaltung über praktisches Energiesparen, die Einbeziehung von Solaranlangen in den Unterricht, Fassadenbegrünung, Regenwasser- und Abfallprojekte bis zu Anleitungen für gelungene Klima-Aktionsstage.
Mit Blick darauf, dass es in Berlin rund 1000 Schulen gibt und diese mit ihren nahezu eine halbe Millionen Schüler*innen zu den größten Energieverbrauchern der öffentlichen Hand gehören, wird klar, dass es ein klimaneutrales Berlin ohne die Schulen nicht geben wird.
Unser besonderer Dank gilt Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben (BWB), welcher in seinem Impulsvortrag die Bedeutung der Berliner Wasserbetriebe als Ausbildungsbetrieb und als Bildungsstätte für Berliner Schulen und ihre Schüler*innen aufzeigte. Von der „Sahelzone Deutschlands mit Überflutungspotenzial“ über die Schwammstadt Berlin bis zu neuen Trinkwasserbrunnen an Schulen ging es in seiner Präsentation, die hier heruntergeladen werden kann. In der Regel besuchen Berliner Schüler*innen zweimal in ihrer Schullaufbahn die Wasserbetriebe und ihre Anlagen, insbesondere Kläranlagen um ein Verständnis für den Wasserkreislauf zu bekommen. In Hinblick auf zunehmende Dürren und Hitze in der Stadt ist ein schonender Umgang mit der Ressource Wasser immer wichtiger und muss gleichzeitig der Zugang zu sauberem Trinkwasser in Berlin Schulen durch beispielsweise Trinkbrunnen gewahrt bleiben.
Weiterhin danken wir Caroline Frey, Mitglied der Erweiterten Schulleitung der Schweizerhof Grundschule. Die Schule hat das neuartiges Konzept des FreiDays eingeführt, welches Schüler*innen die Möglichkeit gibt, an Klimaaktionstagen in zahlreichen Projekten zu Zukunftsfragen zu arbeiten.
Zu Guter Letzt bedanken wir uns beim Oberstufenzentrum Kraftfahrzeugtechnik für das freundliche zur Verfügung stellen der schuleigenen Räumlichkeiten für die Tagung.
Die jährlich stattfindende Fachtagung ist Teil des prämierten Projekts KlimaVisionen und wird vom Kompetenzzentrum Klimaneutrale Schulen des UfU im Auftrag der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt durchgeführt. Bei Fragen und für mehr Informationen können Sie sich an Daniel Buchholz (daniel.buchholz@ufu.de) wenden.
Es nahmen mehr als 90 Teilnehmende an der Fachtagung mit drei Impulsvorträgen und sieben Praxis-Workshops teil. Die Fachtagung ist als offizielle Fortbildung des Landes Berlin anerkannt.