UfU Informationen | Ausgabe 8 – März 2023 | Niklas Müller & Jonas Rüffer

Bioenergie ohne Flächenkonflikte

Der Anbau von Maniok auf stillgelegten Bergbauflächen

Die Produktion von Bioethanol auf stillgelegten Bergbauflächen leistet einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz in Vietnam.

Seit Jahren steht die Produktion von Bioethanol in der Kritik. Zum einen ergeben sich durch die Herstellung von Biokraftstoffen Flächenkonflikte, vor allem wenn es um landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion geht. Zum anderen werden biologische Kraftstoffe als ineffizient bezeichnet, da sie weiterhin Technologien wie den Verbrennungsmotor oder die Öl-/Gasheizung füttern. In der aktuellen Debatte um E-Fuels wird dies besonders deutlich.

Fabian Stolpe, stellvertretender Fachgebietsleiter für Umweltrecht & Partizipation im UfU besichtigt die Testflächen in Vietnam. UfU Mitarbeiter Fabian Stolpe auf Flächenbesichtigung in Vietnam.

Diese beiden Kritiken sind berechtigt. Der Verbrennungsmotor hat ein Ablaufdatum, ob mit Biokraftstoffen oder E-Fuels betrieben. Die Ineffizienz dieser Technologien gegenüber elektrifizierten Antrieben und beispielsweise der Wärmepumpe macht deutlich, wo die Zukunft liegt.

Auch das Argument der Flächenkonflikte lässt sich nicht entkräften. Angesichts der Zahl von 768 Millionen unterernährten Menschen auf der Welt (Statistisches Bundesamt) ist klar, dass wir landwirtschaftliche Flächen in Zukunft noch konsequenter zur pflanzlichen Ernährung von Menschen nutzen müssen und nicht zum Anbau von Biomasse oder Kraftfutter für Tierhaltung.

Es gibt jedoch Ausnahmen, bei welchen die Herstellung von Biomasse Sinn machen kann. Und zwar auf Flächen, die nicht im Sinne der herkömmlichen Landwirtschaft genutzt werden oder genutzt werden können. Ein Beispiel ist unser Projekt FABIKLI — Fassadenbegrünung an Berliner Schulen. Gemeinsam mit der TU Berlin pflanzen wir an Berliner Schulfassaden Energiepflanzen an. Die gewonnene Biomasse, kann für Pelletheizungen genutzt werden und liefert so eine CO2-neutrale Energiequelle. Weiter Vorteile sind die Steigerung der innerstädtischen Biodiversität, bessere Luftqualität, Dämmung des Gebäudes und viele mehr. Bei über ca. 2000 ha fensterlose Gebäudefassade innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings ergibt sich ein großes Skalierungspotential.

Ein weiteres Beispiel für die sinnvolle Produktion von Biomasse und die Verarbeitung dieser Biomasse zur Energiegewinnung ist unsere Projektestudie aus Vietnam. Der Energiebedarf Vietnams nimmt aufgrund des Wirtschaftswachstums und der Industrialisierung stetig zu. Dabei soll der Anteil von Erneuerbaren Energien von 3,7 Prozent in 2020 auf 10 Prozent im Jahr 2030 ansteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die vietnamesische Regierung die Beimischung von Bioethanol und die Rekultivierung von stillgelegten Bergbauflächen vorgeschrieben. Das UfU profitiert davon, da wir in unserem CPEP Projekt mit Bergbauunternehmen zusammenarbeiten, die Maniok zur Rekultivierung ihrer stillgelegten Bergbauflächen verwenden, um durch den Verkauf zusätzliche Gewinne zu erzielen. Die Verwendung des daraus resultierenden Bioethanols führt zu einer CO2-Einsparung von bis zu 50% im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen.

Stillgelegte Bergbauflächen sind aufgrund vergangener Aktivitäten häufig durch Schwermetalle und andere Giftstoffe belastet und somit für die Produktion von Lebensmitteln ungeeignet. Daher steht der Anbau von Maniok nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und ist eine geeignete Rekultivierungsmaßnahme. Auf den Testflächen des UfU in Vietnam liegen die Maniok Erträge mit 25 Tonnen pro Hektar im guten Mittelfeld. Die nationalen Durchschnittserträge liegen zwischen 13 und 35 Tonnen. Allerdings konnten nur 2 Tonnen Ethanol pro Hektar produziert werden, 1,5 Tonnen weniger als im Durchschnitt. Dies deutet auf einen niedrigen Zuckergehalt hin, der auf die geringere Bodenqualität zurückzuführen ist.

Durch die Nutzung von Bioethanol aus Maniok, das auf stillgelegten Bergbauflächen angebaut wird, können im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen bis zu 50 Prozent CO2-Emissionen eingespart werden. Diese Einsparung ist auch im Vergleich zu konventionell erzeugtem Bioethanol deutlich höher. Zum Beispiel werden für die konventionelle Biokraftstofferzeugung häufig große Flächen an Regenwald gerodet, wodurch es zu immensen CO2-Emissionen kommt. Bei der Nutzung stillgelegter Bergbauflächen werden die negativen Auswirkungen von Landnutzungsänderungen jedoch vermieden.

Der Anbau von Maniok auf stillgelegten Bergbauflächen zur Produktion von Bioethanol kann für Vietnam ein nachhaltiger Weg sein den steigenden Energiebedarf zu decken und gleichzeitig CO2-Emissionen einzusparen. Aus diesem Grund soll im Rahmen des Folgeprojekts der Anbau und die ökonomische Verwertung von Maniok weiter analysiert werden, um die Produktion von Bioethanol erfolgreich skalieren zu können.

Mehr zu den Chancen und Herausforderungen der Produktion von Bioethanol in Vietnam finden Sie in unserem neuen UfU-Paper auf unserer Webseite.

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