02. Februar 2022

“Grünes Label für Atomenergie und Erdgas”- das werden wir den Schüler*innen niemals vermitteln!

Eine Stellungnahme des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen – UfU e.V. auf die am 31.12.2021 durch die EU-Kommission vorgeschlagene Ergänzung zur EU Taxonomie, worin Atomenergie und Erdgas als nachhaltige Energieträger eingestuft werden.

 

Dass Atomenergie und Erdgas in Zukunft als nachhaltige und grüne Energiequellen eingestuft werden sollen, ist eine klimapolitische Katastrophe. Als Umweltinstitut mit zahlreichen Bildungsprojekten an Schulen und Kitas können wir diese Taxonomie nicht akzeptieren.

„Unser Fachgebiet arbeitet mit jungen Schüler*innen zu den Themen Ressourcenverbrauch, Klimaflucht und Energiewende zusammen. Wenn wir die Klassen bei unseren Schulbesuchen zukünftig fragen, ob Atomkraft “grün” ist, können wir die Schüler*innen gleichermaßen auch fragen, ob Schlafengehen jetzt Sport ist, Boulevard-Blätter nun Bildungsquellen sind oder an der Kasse vielleicht auch mit Monopoly Geld bezahlt werden kann“, sagt Ulrike Koch, Fachgebietsleiterin des Fachbereichs Klimaschutz & Transformative Bildung.

In Bildungsprojekten zur Energiewende, wie beispielsweise der Mitmachausstellung, wandeln die Schüler*innen der Klassenstufe 5-8 auf einem großen Teppich die bisherige Energielandschaft aus Kohle- und Kernkraftwerken in Erneuerbare Energieanlagen um. Dabei werden die Funktionsweisen und CO2-Verbrauch der verschiedenen Energiequellen erklärt. Die geplante EU-Taxonomie gefährdet diese wertvolle Arbeit: „Die Aufnahme von Atom- und Gasenergie in die Taxonomie ist aus klimawissenschaftlicher Sicht völlig widersprüchlich und zudem gefährlich. Das werden und können wir Schüler*innen niemals vermitteln“, so Marie Wolfbauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bildungsprojekten am UfU.

Wir räumen Erdgas weiterhin vom Teppich und bezeichnen es als eine Energiequelle die endlich ist und Unmengen an CO2 freisetzt. Selbiges gilt für Atomkraft. Der CO2-intensive Bau von Reaktoren, der Uranabbau und die Lagerung von für Generationen gefährlichem Atommüll kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden. Mehr noch. Aktuell entwickeln wir die Ausstellung weiter und konzipieren ergänzende Lernstationen zu den Themen “Wasserstoff/Energiespeicher”, und “Sektorenkopplung”. Denn Europa braucht einen transnationalen grünen Strommix und das vermitteln wir auch in unseren Bildungsprojekten.

Weiter kritisieren wir das Vorgehen der EU-Kommission, um diese Taxonomie durchzusetzen. Der delegierte Rechtsakt vom 31.12.2021 ist nicht nur gegenüber der Klimakrise verantwortungslos, sondern auch ein Instrument der Täuschung. Florian Kliche, Geschäftsführer vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen, stellt fest: „Diese Einordnung wäre der größte Greenwashingskandal der letzten Jahre. Privaten Anleger*innen wird mit dieser Augenwischerei Nachhaltigkeit vorgegaukelt, wenn doch in Wahrheit Umweltzerstörung von enormem Ausmaß stattfindet“. Die Entscheidung der EU-Kommission ist ein klares Indiz für Lobbypolitik in der EU und sabotiert die jahrzehntelange Arbeit von Umweltverbänden und engagierten Klimaschützer*innen.

Wir fordern von der Bundesregierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, sich ein Beispiel an Österreich und Luxemburg zu nehmen, die inzwischen eine Klage gegen die Taxonomie in Erwägung ziehen. Wenn das Vertrauen in die Klimapolitik der neuen Regierung nicht gleich zu Anfang verspielt werden soll, schließt sich die Bundesregierung dieser Klage an.

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Die Stellungnahme im PDF Format: UfU-Stellungnahme zur geplanten EU-Taxonomie

Für inhaltliche Rückfragen: 
Marie Wolfbauer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Klimaschutz & Transformative Bildung
Email: marie.wolfbauer@ufu.de
Telefon: 030 4284 993 37

Pressekontakt:
Jonas Rüffer
Assistenz der Geschäftsführung und verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit
Email: jonas.rueffer@ufu.de
Telefon: 030 428 4993 36