14. Juli 2020
Städte sind sowohl Treiber der globalen Erwärmung als auch verstärkt von ihren Auswirkungen betroffen. Aus diesem Grund wächst die Bedeutung urbaner grün-blauer Infrastrukturen (GBI) in der strategischen Planung städtischer Räume, da sie als Bestandteile naturbasierter Lösungen (nature-based solutions, NBS) wichtige Elemente der Klimawandelfolgenanpassung darstellen. GBI sind darüber hinaus stark mit der Aufenthaltsqualität, der Umweltgerechtigkeit, der Gesundheit und dem menschlichen Wohlbefinden in Städten verbunden.
Das Projekt GreenCityLabHuế zielt darauf ab, die Klimaresilienz der Stadt Hue (Provinz Thua Thien Hue, Zentralvietnam) durch naturbasierte Lösungen (NBS) mit Schwerpunkt auf Hitzeanpassung und Verbesserung der Luftqualität zu stärken. Es wird ein multidisziplinärer Forschungs- und Experimentierraum geschaffen, um Ideen und Konzepte zur Wiederherstellung und Erweiterung der GBI und damit zur Förderung und Implementierung von NBS im Stadtgebiet von Hue zu entwickeln, zu testen, zu visualisieren, zu diskutieren und umzusetzen.
Während seiner Definitionsphase erstellte das GreenCityLabHuế-Projekt eine Typologie zu grün-blauen Infrastruktur-Elementen (GBI Elemente) und auf dieser Grundlage erste Narrative und Szenarien für die GBI-Entwicklung in Hue. Erste Untersuchungen zur aktuellen Situation und zu den Voraussetzungen für zukünftige Entwicklungen von GBI in Hue sind im Status Quo-Bericht aufgeführt.
Der Bericht enthält Informationen zur Stadtentwicklung von Hue, zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen durch den Klimawandel, eine Status-Quo-Analyse von GBI in der Stadt Hue, den politischen Rahmen für die NBS-Entwicklung und soziale Aspekte für die NBS-Entwicklung in Hue.
Hue ist eines der ältesten städtischen Gebiete in Vietnam. Die Kernstadt umfasst eine Fläche von ca. 71 km² und ist eine der am dichtesten besiedelten vietnamesischen Städte. Mit ca. 12,9 m² / Person ist die Grünfläche pro Kopf in Hue vergleichsweise hoch. Grünflächen (und blaue Flächen) sind jedoch nicht gleichmäßig über die Stadt verteilt – wobei der Zugang zu Grünflächen im historischen Zentrum der Stadt besonders eingeschränkt ist -, was die Notwendigkeit der Implementierung neuer GBI-Elemente aufzeigt.
Erste Abschätzungen der Klimawandelfolgen deuten darauf hin, dass generell wärmere Bedingungen und eine Erhöhung der jährlichen Niederschlagssumme zu erwarten sind. Für die Stadt Hue wird eine niedrige bis moderate Zunahme der bodennahen Lufttemperatur (sowohl bezogen auf das Jahresmittel wie auch auf die Extremtemperaturen) sowie eine moderate bis vergleichsweise hohe Zunahme der Jahresniederschläge prognostiziert. Bereits heute signifikante Ereignisse – Hitzestress und Hochwasser – werden daher durch den Klimawandel höchstwahrscheinlich verstärkt. Luftverschmutzung und Lärmbelastung stellen weitere Umweltherausforderungen dar, vor allem im dichten Zentrum der Kernstadt und dem Universitätsgelände.
Die Erweiterung der GBI in Hue adressiert die zuvor genannten Umweltprobleme durch eine optimierte Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen und der Erhöhung der urbanen Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen und Klimawandel. Darüber hinaus werden auch die ökonomischen und sozialen Vorteile der GBI als NBS anvisiert, welche unter anderem die Positionierung der Stadt Hue als (öko-)touristische Destination, die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten, die Etablierung eines kompetitiven Vorteils gegenüber anderen vietnamesischen Städten, die Verbesserung der Lebensqualität durch Schaffung öffentlicher Räume und die Förderung der öffentlichen Wahrnehmung von grün-blauen Infrastrukturen umfassen.
Basierend auf Co-Creation und Co-Learning schlägt das GreenCityLabHuế-Projekt eine Typologie von 64 GBI-Elementen vor, die berücksichtigt werden sollen, darunter unter anderem, verschiedene Typen von privaten, kommerziellen oder institutionellen Grüns, Kleingärten, Gemeinschaftsgrünanlagen, Erholungsparks und -gärten, und landwirtschaftliche GBI. Die erfassten Elemente umfassen dabei gemeinsame, sowohl für (Zentral-)Vietnam als auch für Deutschland (bzw. Europa) typische GBI-Elemente, wie auch für Hue einzigartige Infrastrukturen. Zu letzteren zählen beispielsweise grün-blaue Gärten, Cafés mit Gartenflair, und die für Hue traditionellen Gartenhäuser. Im weiteren Projekt dient die entwickelte Typologie in Kombination mit einer Analyse relevanter Planungs- und Entwicklungsleitlinien sowie der Sichtung vorausgegangener, aktueller und zukünftiger Projekte zur Implementierung von NBS als Grundlage für die Umsetzung von Landnutzungsänderungsszenarien und für die Evaluation der Nutzen-Effekte, welche durch die Verbesserung der GBI in der Stadt Hue entstehen.
Neben der Einführung neuer grüner (und blauer) Bereiche wurde auch die Notwendigkeit erkannt, bestehende Elemente der GBI zu schützen, zu erhalten und zu verbessern. Dies umfasst z. B. die Aufrechterhaltung der Straßenbaumdichte durch jährliche Baumpflanzkampagnen, da besonders gereifte Bäume aufgrund des Klimawandels unter Druck stehen.
Weitere Informationen zum Projekt unter www.greencitylabhue.com
Inventar der grün-blauen Infrastruktur in der Stadt Hue, abgeleitet aus Landnutzungsdaten aus dem Jahr 2014 von DONRE- und OpenStreetMap
Kombinierte Trends bei Klimaindikatoren für die Jahre 2050 und 2070 sowie für die RCP-Szenarien RCP2.6 und RCP8.5
PlanetScope-Satellitenbild der Stadt Hue am 20. Februar 2020 (A), der auf dem PlanetScope-Bild (B) berechnete normalisierte Differenzvegetationsindex (NDVI) des Erdbeobachtungsindikators, die Vegetationsklassifizierung auf der Grundlage des NDVI (C) und der Landnutzungskarte (D)